Seite:De Zimmerische Chronik 2 576.jpg

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nachdem er erzürnt, an das sail zum beren gebunden. Nun het es im schloß zu Nürtingen domals ain hoche stegen, [1378] die gieng vom hof hinauf ins haus. Die selbig stegen stand aller voll leut, dem kampf zuzesehen, wie dann sonst

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vil volks im fenster lag. Zu der selbigen stegen trang der ber mit dem jungen farren, do war ain groß fliehen von menigclichem uf der stegen hünder sich dem haus zu. Die ersten, so hinein kamen, schluegen von forcht[1] wegen des beeren die thür zu und wolten niemands mer hinein lassen.

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Do war jamer und not uf der stegen, wie der rausendt beer die stegen antratt. Es drangen die leut oben uf dem drippel ainandern dermaßen, das etlich auser groser forcht under den eusersten freies willens dohinden übern trippel und ains tails auch beseits hinab in hof sprangen und fielen, wie sie

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konten. Und wiewol am leben niemands nichs beschach, so kamen doch iren etlich übel verletzt darvon, hetten sich hart zerfallen, und da die hausthür so geschwindt nit geöffnet, were unmüglich gewest, solchs ohne schaden zu zergeen. Es gefiel dem herzogen das purzlen über die masen wol,

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dann ime von jugendt uf mit solchem wol gewest, darbei sich sein grim gemiet immerdar erzaigt und mit gelofen. * * [1544] Ich findt, das bei den 175 jaren darvor ain gleichförmiger handel sich zu Bruesel[2] am Brurrain[3] begeben, das die leut auch also, gleichwol in ainem

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erschröckenlichern und ernstlichern handl, geengstiget sein worden, das sie zun fenster und laden sein hinauß gefallen, weibs- und manspersonen. Das ist also zugangen. In anno 1321, under bischof Emmichen von Speir, der seines geschlechts ein graf war von Leiningen[4], do war ain man zu Brusel, hieß

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Gotfrid, seines handtwerks ain ferber, der begert sich aber mit müßiggehn zu erneren, darum übt er sich in reimen und sprechen, wie dann solche lotterbuben vor jaren in sondren deliciis bei unsern vordern sein gewest. Uf ain zeit, und sonderlichen in iezernemptem jar, do begab sich, das ain

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hochzeit zu Bruesel war, welcher diser Gottfrid auch beiwonet. Under dem sprechen, als er sein geferd trib, do stunde im ain unversehenliche krankhait zu, das er zu boden fiel und menigclich nit anders vermaint, dann er were dodt, lag auch also ain gute weil. Ainsmals kompt er widerum


  1. forcht] hs. fort.
  2. Bruesel] d. i. Bruchsal.
  3. Brurrain] d. i. Bruhrein, hs. Brurraim.
  4. Leiningen] hs. Beimingen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 576. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_576.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)