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sor, ist von Haidelberg, verschlucken, das sich ainer verwundern solt; dann er hat im ufgehept sein anherren, graf Ludwigen, den ersten grafen von Leonstain, der sei ain bastardt gewesen, so doch biß anher niemands anders

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gewist, dann der alt pfalzgraf Friderrich, churfürst, hab grave Ludwigs muetter, so gleichwol nit vom adel, sonder ains armen mans dochter gewesen, auch etliche jar vor seinem absterben geehelichet gehapt. Aber man mueß die leut zum oftermaln reden lasen, und wurt mit stillschweigen und

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übersehen vil verantwurt, das von den verstendigen alwegen hoch gelopt worden, dann an ainem unsaubern, übelreden mentsch ist sich selten rain oder sauber zu machen. Das ich aber widerumb uf herr Wilhalm Wernhern und die peurisch gesellschaft kom, so ist zu wissen, das am

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Reinstrom, wie dann gemainlich durch deutsche landt, gebreuchlich, uf s. Martins[1] aubendt frölich zu sein. Das beschach järlichs in diser beurischen gesellschaft auch. Sie waren alsdann insonderhait frölich, dann es pracht ain ieder ein besondern und bösten wein, so er bekommen mogt,

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in ainem seltzamen becher, krausen oder anderm drinkgeschier. Do wardt der böst für die andern versucht und getrunken, auch die gesäng, so man uf selbig nacht pfligt zu singen, herfür gesucht. Herr Wilhalm Wernher war selbiger winters zeiten in anno 1537 herauf geen Zimbern

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geritten; dieweil es aber sich nahet s. Martins tag, do wolt er ie bei seiner gesellschaft uf disen abendt frölich sein. Wie er sich aber befürderet, selbigs abends zu Speir anzukommen, befindt er, das der Rein, welcher selbigs jars zeitlich hart überfroren war, also das man mit last- und

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andern wegen hinüber het künden faren, sich etwas entschlagen hett, also das es ganz sorgclich zu wagen und weder zu reiten oder faren sicher; so konnte man auch in keim schiff hinüber faren; wiewol es noch ain guete bann, war ir aber nit zu vertrawen, dann das eis noch nit

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allengclichen gebrochen, das man hindurch mocht. Es wardt im gerathen, selbigs aubends zu Reinhausen zu verbleiben, hiezwischen möcht weiters raths gepflegen werden. Aber er wolt die beurisch gesellschaft selbigs aubents nit verlassen, wagt es im namen Gottes und begab sich uf das eis. Wie

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er nun ain gueten weg in braiter pann uf dem Rein hinein


  1. Martins aubendt] s. z. b. Birlinger a. a. o. II, 162 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_117.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)