Seite:De Zimmerische Chronik 3 125.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


segen nit verachten.« Darauf, als der nit drinken wellen, do hat im der ander ain glesle mit wein sant Johanns segen in ain ermel geschütt, und hiemit ist mein kerle darvon gangen. Es hat sich auch wol beschaint, das er aller

5

trunken gewesen; dann wie er über die Tonowbrucken geen wellen und mitten uf die brucken kommen, ist im der trumel in kopf kommen, und hat also anfahen schwanken, das er angesicht viler pauren, die noch im würtshaus gesessen und das alles wol haben sehen kinden, über die brucken

10

hinab in die Tonow gefallen, da dieselb am diefesten und strengesten der enden geloffen. Die pauren sein alle übel erschrocken zugeloffen, in mainung, irem gesellen zu helfen; aber es hat in niemands anfangs wargenomen, wohin er kommen, haben alle besorgt, er seie schon dahin und

15

ertrunken; darauf gerathschlagt, wie sie in im wasser suchen wellen. Indes ersicht in ainer, das er am andern gestadt des wassers sitzt und die stiffel abzeucht. Sie laufen gemainlich zu im über die brucken, befinden, das er aller nüchter worden, und als er befragt worden, wie es im

20

ergangen und wer im het ußgeholfen, do hat er nichs künden sagen, sonder, so baldt er ab der brucken gefallen, hab er nichs mehr umb sich gewisst, künde auch nit anzaigen, wie er userm wasser kommen. Es sein die pauren alle darauf gefallen, das im sant Johanns segen, den er im ermel mit

25

im userm würtshaus getragen, darvon hab geholfen, welches villeucht wol auch sein mag. In wenig jaren darnach do ist ein metzger, sein würt und ain faister, groser münch, sein alle voll gewest, zu Munderchingen ab der brucken in die Tonow hinabgefallen, wie ainer den andern zu erhalten

30

sich understanden hat, aber von schickung des glücks kammen sie alle drei mit dem leben darvon. Zu achten, waver etwas an inen gelegen, so weren sie ertrunken; aber guetlich zu glauben, sie haben sant Johanns segen, die sie vor eim halben jar getrunken, noch nit verdeut gehapt, oder

35

aber es hab von wegen des überflüssigen weins kain wasser in sie gemegt. Wer guet gewesen, das der groß, faist münch zu Straßburg auch bei inen in der Tonow gelegen, von dessen wegen vil ehrlicher leut zum Spanbet[1] in der


  1. Spanbet] die Straßburgische Archiv-Chronik, s. Code historique et diplomatique de la ville de Strasbourg II, 217, erwähnt diesen brand mit den worten: »Anno 1497 verbrandt ein herberg zu Straszburg genant das spambeth und 26 menschen, geschah in der mesz.«
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_125.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)