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ain rechts theatrum[1] von holzwerk, wie man list, das die Römer einest dieselbigen biß uf den grosen Pompeium auch haben gemacht. Es waren auch die claidungen von allerhandt sorten seiden cöstlich zugerüst. Dahin raisten von

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weitem here die edlen mit iren weibern. Es gab ain grosen genieß den spilhern, wie auch den gemainen burgern zu Essoudun[2], dan es war ain wunderbarlich groß zureiten dahin und wolt iederman das spil sehen, dann in vil jaren nichs sollichs war in Frankreich fürgenommen worden, darum

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es so seltzam war. Nun hetten die baid gebrüeder sollich spil auch gern gesehen, das mocht aber von complirens wegen des biennii nit wol sein. Derhalben ward das mittel getrofen, es name der preceptor den jüngsten herrn, Frobenium Christof, mit sich geen Essoudun[3]; daselbst bliben

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sie ein tag, sahen dem spil zu. Des andern tags zogen sie widerumb heim geen Burges, und het der preceptor den weg und alle gelegenhait wol eingenommen und erkundiget. In wenig tagen darnach (dann das ganz spil weret bei einem monat, und waren schier alle burger zu Essoudun wirt, wie

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man auch pfligt zu thuen in denen messen zu Frankfort) war der preceptor des morgens in aller früe uf, gleich nach miternacht, nam den eltern, herr Johans [715] Christoffen, auch mit sich geen Essoudun[4]. Da sahen sie eins tags dem spil zu, gleich darnach waren sie uf den abent widerumb

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uf, kamen noch dieselbig nacht geen Burges, ungefärlich umb die ailf uren. Sollich eilen und zablen waren die armen lehenross wol innen worden, aber es geriet uf dißmal, und fürwar, bemelter herr Johanns Christof compliert dieselbige zwai jar sein biennium ganz getrewlichen, derhalben dann

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die edelleut und andere, so hernach bei dem rectore zu Burges in diser sach attestirten, sich etlich haben desshalben uf iren aidt sagen künden, als auch zum abschiedt zu Burges ein instrument vom rector daselbs wardt ufgericht, welches herr Johanns Christof mit sich herauß ins Deutschlandt

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name; ward auch von geitigen dompfaffen zu Speir angenommen. Über etliche jar hernach sein die ungetrewen pfaffen von eim tomherren, herr Sixt Veiten von Hausen, in solcher gestalt betrogen worden, hat inen menigclichen wol gegunet.


  1. theatrum] hs. thatrum.
  2. Essoudun] hs. Essondum, s. oben s. 149 z. 37.
  3. Essoudun] hs. Essondun, ebenso unten z. 19, s. 151 z. 7 und 11.
  4. Essoudun] hs. Essondnun.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_150.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)