Seite:De Zimmerische Chronik 3 151.jpg

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Es konte der passion zu Essoudun kum ußgespilt werden, es erschalle, wie dieselbigen burger dessen ein sollichen grosen nutz gehapt, also das sie etliche tausendt franken über allen uncosten heten erübriget, zu dem lob, das sie

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darbei erlangt. Do thetten sich die fürnempsten burger zu Bourges zusamen, berathschlagten, seitmals alle sachen so wol und mit nutz zu Essoudun, als in ainem stetlin, abgangen, das sollichs alles mit grosen ehren und magnificenz zu Burges möchte verricht werden, darzu sie allen platz

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zum theatro und anderer gelegenhait in alle weg bösser möchten haben, als die zu Essoudun. Es war auch mehrmals der französisch hove hievor alda underbracht worden. Dises alles conferirten sie zusamen und schlosen, das nit allain sie, als so den costen darlegten, desen ein grosen

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nutz mögten haben, sonder auch die ganz burgerschaft würde dessen höchlichen geniesen. Und als sie derhalben umb erlauptnus und vergünstigung zu hof angehalten und erlangt, grifen sie das werk mit allen ernst an und wolten die Acta apostolorum spilen. Nun hat es zu Burges uf der ainen

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seiten ein wundergroße gruben gehapt, an ainem ort der stat, gleichwol etwas uf einer höche; do haben die alten gesagt, es seie einest vor vil jaren ein groser thurn gestanden, der aber in nachvolgenden zeiten in kriegen zerstört worden, seie aber deren thürn einer gewesen, darvon die

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stat Burges iren namen hat empfangen, Bituriges, dann der ander groß thurn stet noch uf aller höche hünder dem tumb zu S. Steffan und ist ein forder fest gebew, wurt noch diser zeit der Juliusthurn genennt, und sagen, der Julius Caesar hab in gebawen. Diser zeit werden nur große herren und

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fürsten gefengclichen darinen enthalten. Dise gruben oder den platz, darvon ich vor gesagt, so das fundament eines thurn solt gewesen sein, erlangten die burger vom künig Francisco zu einem theatro, und dieweil es aber ein grosen bezirk het, auch gueten platz darumb umbher, do fiengen

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es die burger zu eim amphitheatro zuzurüsten, in ainer gueten gröse, meins behalts gar nahe sovil, als das Colosseum zue Rom begreift. Sie heten auch am boden ire canäl, dardurch sie verborgenlich das wasser in die caveam konten richten und wider darauß. Was costen sie dann uf die claidung

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und anders gelegt, das ist wol bei dem abzunemmen, das etlich iren des uncostens halb schier verdorben[1] sein, allain


  1. verdorben] hs. verdroben.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_151.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)