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nation domaln der fürnembst gewesen, derhalben er nit vergebenlichen oder unzeitig ist erwellet worden. Was für ain freundtlicher, holtselliger herr er gewest, darvon mag nit genugsam gesagt werden; menigclichen ist wol an im

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gewesen. Er war ganz lieberal und costfrei, ließ es mit ehrenleuten, da es fueg hett, ufgeen, aber denen lutrischen predicanten war er ganz gram, er mocht von inen nit hören reden und vermaint ie, so er ain groser potentat, welt er mit solchen übelredenden predicanten kein andere straf

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fürnemen, dann das er sie uf die galeen welt schmiden und mit den farrenriemen, da sie nit redlich zügen, wol erstreichen und abschmürben lassen. Das konte er mit einer sollichen holtselligkait herfürbringen, das sein menigclichen lachen mueste. Es het graf Jörg von Helfenstain domaln

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sommerszeiten ein banket zu Speir in einem schönen lustgarten vor der stat, darzu het er den herren cammerrichter, den herren Schilling, auch sonst andere vil ehrenleut auch berüeft. Under andern gesten war alda ein Westpheling, ein beisitzer, ainer von Amelunx, der ward gleich voll, wolt

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darnach saulederen und balgen. Er ward von graf Jörgen und andern vil darfür gebetten, die sachen uf dißmal ansteen zu lasen, der ehrlichen gesellschaft zu verschonnen und sich doch so gar nit zu vergessen. Aber es mocht sollichs alles nit erschiesen. Es hetten alle gest mit diesem unrüebigen,

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martialischen man zu thuen, der ain sagt das, der ander ain anders; der guet herr maister rüeft als: »Werft den vollen brueder die stegen hinab! thuen im sonst nichs weiters!« Derselb wardt gleichwol übel tractiert und darvon geschlept. Aber der herr maister wolt nur, man solt

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ine die stegen hinab werfen, wolt sich auch sonst weiter nicht berichten lasen, unangesehen das es in eim garten war und gar kein stegen an der hand, an der sein mainung mit dem ungeschickten Saxenkerle het megen exequirt werden. Mermals hat er graf Wilhelm Wernhern, den

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cammerrichter, unversehner weis zum morgen- oder nachtmal überfallen, auch zu zeiten bratten, kramatsfögel und [756] anders, auch gueten welschen wein mitgepracht. Sie lueden ainandern vil. Einsmals aßen sie mit ainandern in des cammerrichters haus, der herr maister redt von Rhodis der statt,

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wie die von dem Türken Solimanno belegert und beschossen worden, auch was sich daselbs weiters zugetragen. Nun vermaint er aber domals, er redte das in seiner behausung,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_229.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)