Seite:De Zimmerische Chronik 3 261.jpg

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für lender verloren oder das an ime nit hoch ist zu loben gewest, welcher thuet dessen mit dem wenigisten ain meldung? Sollichs sein nit historiae, sonder panegyrici, die nun melden, was man gern höret, das bitter überhupfen sie,

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seitmals die götlich warhait niemands, es sei gleich hoches oder niders stands, erleiden mag. Also auch welcher sagt den verlust und grosen abgang des adels, der bei disem könig beschehen? Er aber hat mertails derselbigen fürnembsten güeter der chron eingezogen oder die ad dies vitae

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unnutzen und schandtlichen leuten eingeben und zu nutzen vergont. Und demnach aber seine vorfarn, die könig, alle der eltesten fürsten geschlechter in Frankreich nach und nach ußgereut, so war doch das edel haus der Bourbon noch bevor, dessen ein einiger erb, herzog Carle. Ab seiner

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fürstlichen hofhaltung hat er wenig gnad beim könig erlangt, dann er bössere pferdt, bössere musicos und trommeter, dann der künig selbs. Dieweil er aber noch unverheirat, do trug im der künig ganz lüstigclich sein muetter Ludovicam an, dardurch ain hofnung sein megen, das er kein

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erben bekommen; damit wer das mechtig fürstenthumb der chron letstlich auch haim gefallen. Dem gueten jungen herzogen war hiemit zu werk geschnitten, dann er schlueg dem könig sein begern und antrag ungern ab; so war im ganz beschwerlichen, sich mit eim solichen alten weib und

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eim scharpfen maister zu behenken, darumb gab er dem künig ain höfliche antwort, das er gesünt, sich mit einer jungen fürstin zu verheiraten, do er kinder zu gewarten, welches bei des königs muetter nit verhofenlich, seitmals sie nun mehr ains zimlichen alters; bedankt sich iedoch

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gegen dem könig aller gnaden. Der künig aber ließ den herzogen nit gar ußreden, sonder ganz unbedechtlichen do fiel er im ein, sprechend: »Ach vetter, ir sollen dessen kein sorg tragen, ir werden noch kinder genug von ir haben, dann est ist doch über zwai jar nit, das sie eins gehapt.« 

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So ist der herzog nit unbehendt und sprücht: »Herr künig, so ist sie ain hur, der ich nit will.« Diese rede verdroße den künig so hoch, das er in großem zorn dem herzogen ein suffleten gibt. Der herzog weicht, sitzt uf die post und macht sich eilends darvon; begibt sich auch in kürze

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hernach in dienst kaiser Caroli. Er ist hernach nit mer in Frankreich kommen. Wie es im hernach weiter ergangen, das ist von vilen beschriben, aber das herzogthumb Burbon



Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_261.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)