Seite:De Zimmerische Chronik 3 341.jpg

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wol er ain groß guet user Frankreich, wie oblaut, gepracht, so hat es doch umb ine nit erschießen wellen, ist hingangen und zerschmolzen, wie der schnee. Durch was mitel aber das zugangen, will ich von der nachkommen wegen, sich

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in gleichen fellen darnach haben zu richten, nit verhalten. Er kam von der religion und anderen sachen wegen mit seinem brueder, graf Friderrichen, in unainigkait. Dasselbig brüderlich missvertrawen name bei inen deglichs dermasen überhandt, das zu letst graf Wilhelm sich befliß, was

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müglich, zu verthon. Zu dem sich [begab][1], das der könig von Frankreich ein ungnad uf ine warf, das wolt der graf nit nachgeben, wardt des königs feindt, und als er sich (nachdem er wol verdienet, auch bein kriegsleuten wol erkant) zu ross und zu fueß beworben, fiel er mit denselbigen dem

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könig ins landt und macht ime ain grose unruhe. Wie baldt aber der könig fürsehung thette, do wiche er nach beschehnem schaden wider herauß. Daruf lief alles ein groser uncosten. Noch war er biß daher in höchsten ungnaden bei kaiser Carln gewest, also uf getrewe underhandlung

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etlicher und ein erlangt gelait do verfüegt er sich zu dem kaiser; bei dem ward er umb alles hievor beschehen ußgesönt. Darbei aber ist zu merken, wie er domals für den kaiser erfordert und im audienz ist vergont worden, die ungnad abzubitten, do hat er ain ganzen silberin rock mit

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guldinen gilgenseme, den ime hievor der könig Franciscus geschenkt gehapt, angethon, und ist also für den kaiser gedretten. Aber der kaiser hat in nichs destoweniger wider zu gnaden ufgenommen. Bald hernach do name kaiser Carle den gewaltigen zug für sich in Frankreich, do begab

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sich graf Wilhelm in [823] dienst des kaisers. Das het er durch den Granvella practiciert, den er wol het geschmürbt und gesalbt. Also zoch er mit in Frankreich; do wardt er von den Franzosen, in dero leger er nachts allain mit seim trommetter geritten, was zu verkuntschaften, unversehenlich

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gefangen. Ich hab selbs von ime gehört, do sein trometter ime nit het so übel gefürcht und bei zeiten nach seinem befelch in die trometen gestoßen, so wer er darvon kommen. Aber er het vor groser forcht und verzachkeit das maul nit könden finden, und ist kein zweifel, es hat in Got seines

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grosen übernemens halben gestraft, dann er war geen Paris


  1. begab] dieses oder ein ähnliches zeitwort dürfte zu ergänzen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_341.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)