Seite:De Zimmerische Chronik 3 394.jpg

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Dises liedlin macht er seim brueder, von dem im selten das wilpret seins vermainens zukommen wolt. Aber bei höchster warhait, es kunten sich die gebrüeder sonst nit mit ainandern vergleichen, und ob schon keiner in des

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andem herrschaft zu schaffen oder zu thuen, iedoch hat der brüederlich haß und das missvertrawen biß in ir baider todt geweret, das sie in keiner sach sich von herzen nie verainigen künden. Grave Froben Christof ist kurzlich hernach von graf

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Gotfriden Wernhern geen Oberndorf geschickt worden. Daselbst [852] hat er rath und gemaindt uf das rathaus beschickt und inen in seins herren vetterns nammen sie der glüpt und aide entschlagen, mit befelch graf Johann Wernhers, so baldt er sie der erbhuldigung ermanen, zu schweren

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etc., und in wenig tagen darnach ist graf Johann Wernher dahin kommen; dem haben sie gewonliche pflicht, wie von alter herkommen, gethon. Beschach uf zinstags s. Pauli bekerung im jar 1543. Bald hernach[1] hat der abt von Gengenbach etliche höf und güeter sampt einer

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gerechtigkait im dorf Beffendorf, zu der pfandtschaft Oberndorf gehörig, dem spitl zu Rotweil verkauft umb ein spot und todten pfening, wie man sagt, und wiewol das niemands billicher, dann grafe Johan Wernher, solt an sich gebracht haben, so ist es doch der zeit noch in illo calamitoso seculo

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gewest, das die nachkommen dieser zeit billich sollen wol zu friden sein und Got loben, das inen dannost diese reliquiae, so noch vorhanden, zugestanden seien. Die alt gerechtigkait aber hat ein solliche gestalt gehapt. Der merertail höf und güeter und auch die järliche zins darvon

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zu Beffendorf haben dem closter zu Gengenbach zugehört, wiewol die hochen gericht daselbs der herrschaft Zimber zusteht. Nun hat aber das gemelt gotzhaus die gewonhait oder gerechtigkait gehapt, das der schaffner oder amptman von des abts wegen drei tag iedes jars das gericht zu

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Beffendorf erfordern hat megen und das besitzen, auch die mair oder inwoner daselbs, welcher etwas sträflichs (doch nun burgerlichs) begangen het, zu beclagen. Und was uf dise tag gerüegt, do ist der frevel, namlich die zwen tail


  1. Bald hernach] bis hoch achten [s. 395, 35] ist gröstentheils und mit erläuterungen abgedruckt durch Uhland in Pfeiffers Germania IV, 91 ff.; s. auch Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben II, 175—177.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_394.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)