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haben im das haupt abgehawen, nackendt abgezogen und den cörpel ohne das haupt ligen lasen. Also wiewol man den gfunden und zu [Waizen in der kirchen im schloß][1] begraben, iedoch ain groser zweifel gewesen, ob es der recht

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cörpel oder ein anderer; dann dieweil er ohne ein haupt und seiner klaider ußzogen under andern christenleiben uf der walstat gelegen, wer wolt ain oder den andern gründtlichen haben künden erkennen? Und befindt sich, das keiner im selbs ein unfahl soll erlossen, dann das unglück sonst

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baldt vor der thür. Er hat von seiner gemahl, der grefin von Zollern, kain erben hünder im verlassen. Die witib ist bei irem schweher zu der Scheer bliben, so lang der seinen jungen son, herr Wilhelmen, mit graf Friderrichs von Fürstenbergs dochter, fröle Johanna, vermehelt. Wie baldt

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aber dieselbig hochzeit und haimfierung fürüber, do hat es auch gehaißen: »Collige sarcinulas, sicco venit altera naso[2].« Also ist sie in ainer kürze hernach geen Mengen in das truchseßisch haus, das ir widdem gewesen, gezogen. Da ist sie etliche zeit innen bliben. Sie het aber bei ir ain

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ledige pastardtschwester, die hieß man nur die schwarz Anna, von wegen das sie ganz praun und irem vatter, grave Eitelfriderrichen, ganz änlich sahe. Derselbigen raiste der Jacob Zimberle, des junker Hainrichs son, also nach, das sie ainandern die ehe versprachen. Es war der Jacob

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stettigs zu Mengen; er gieng in der witfrawen haus dermasen uß und ein, das vil darzu redten, insonderhait ir schweher, herr Wilhelm, het darab ain sonders missfallen. Graf Carl von Zollern macht sich des heirats mit der schwarz Anna ganz mausig, wiewol ander leut vermainten, es were

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ain gleicher heirat, das kein thail den andern het betrogen, und muesten etlich fründt darin handlen, die uf seins brueders, graf Eitelfriderrichen, dreißigist zu Hechingen erschinen waren. Die bewilligung gieng zech zu, aber im grundt war[3] es nit sonders umb den heirat zu thuen, das er der ledigen

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schwester sovil nachfragte, sonder allain des heiratguets halb, das er ir geben müeste und nit lenger würde ufziehen künden. In aller handlung des heirats solt grave Johann Wernher der schwarz Anna die redt thon. Nit mag ich


  1. Waizen in der kirchen im schloß] die lücke der hs. ergänzt nach Pappenheim, Chronik der Truchsessen von Waldburg I, 103.
  2. naso] s. Juvenalis Satira VI, 145—147.
  3. war] hs. wer.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_404.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)