Seite:De Zimmerische Chronik 3 411.jpg

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grefin von Werdenberg gehapt, begegnet, die der ursach halb noch in iren jungen tagen und irem bösten alter, wie das sich erfunden hat, mit todt vergangen sein. Aber grave Gotfridt Wernher hat desshalben mehr glücks gehapt, dann

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er hernach mehr, dann zwelf jar, rüebigclichen und mit zimlicher gesundthait hat gelept. Und als im durch sein medicum, doctor Georg Hannen, geraten, er solt sich zu allen frewden schicken, traurigkait, auch schweren muet sampt dem zorn fallen lassen und kurzweilig leut umb sich haben,

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also muest der obgenannt alt pfaff vil umb in sein; mit dem spilt er im brett. So er dann den pfaffen vexiert oder im mit fleis unrecht ob dem spill thette, so mochts der pfaff nit leiden, gab dem alten herren böse, raizende wort oder er fiel im in die hendt und kretzt in uf die finger; so wardt

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dann aller friden auß und must der pfaff darvon, den jagt er zur stuben hinauß, warf die würfel und bretstain hünder die thür oder zu zeiten zum fenster hinauß. Also, wie er [den][1] pfaffen erzürnen wolt, wardt er vil zorniger. Aber es stande vil mals ein kleine weil an, der alt herr bedacht sich

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wider, erinnert sich, so muest man dann den pfaffen wider holen. Do warden sie gleich wider ohne biderleut, wie man sprücht, verglichen. Iedoch [863] hat im der pfaff vilmals seins übelredens halb entlaufen müeßen. Es war der pfaff so schalkhaftig, wann er erzürnt und das er ain mord

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het uf ain gewisst, er hets nit verschwigen. Mertails muest er graf Gotfriden Wernhern das Benedicite oder Gratias ob disch betten. Nun het er aber den apperlon an im, das im unmüglich war zu gedulden, wann einer das ain aug gegen im zu thet und in also anblitzlet, do ward aller friden

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bei im auß. Insonderhait aber mocht er das vom jungen herren nit verguet haben und sprach, er het einest ein vetter zu Überlingen gehapt, der wer ain metzger gewesen und ime gar feindt, der het auch nur ein aug gehapt; an den gedecht er, wann man das ein aug also gegen ime zu hielt,

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und mehrer möcht er nit erzürnt werden. Wann er nun über disch oder darvon solt betten und der jung herr das ein aug gegen ime zu hielt, so war er dermasen verderpt, das er gleich ir wardt und weiter nit mehr betten kundt, sonder stilschweigendt standt er und truckt beide augen zu.

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Underweiln fieng er das gebet widerumb dafornen an, do


  1. den] ist wohl zu ergänzen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_411.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)