Seite:De Zimmerische Chronik 3 437.jpg

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herr Wilhelm, truchses, uf eim reichstag gewest. König Ferdinand hat eilends nach herr Wilhelmen geschickt. Der hat sich geschwindt angethon und ain schwarze samatin schauben angelegt. Herr Jörg hat ain bankkisse

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ufgeschnitten und das seim vettern, herr Wilhelm, an hals geworfen, das im die federn umb das haupt gestoben und die schauben gar makeliert. Wie zörnig herr Wilhelm gewest, ie mehr herr Jörg das lachen [880][1] megen. Bald hernach haben sie mit ainandern früe söllen ußreiten. Herr Wilhelm

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hat sich bei gueter zeit gerist, ist seim vettern, herr Jörgen, für die herbrig geritten, damit er ine fortbring. Herr Jörg ist noch im bet gelegen. Wie er aber das gedresch vor der herbrig gehört, ist er geschwindt ufgestanden, gleich huet und kappen ufgesetzt und zum fenster hinauß gesehen,

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sprechendt: »Vetter, verziecht ein kleins, ich kom gleich!« Herr Wilhelm wartet in der gasen mit verlangen. Hiezwischen thett sich herr Jörg mit aller mueß an und wardt ain groß gelechter darauß. Aber es ist ein man gewest, der sein geschlecht wol bedracht und herzlichen und

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trewlichen gemaint hat. Ich hab von eim glaubhaften und fürnemen man gehört, das herr Jörg in ernst gesagt und hoch bedeuret hab, er wellte von seins geschlechts willen, dasselbig zu erhöchen, etliche jar mit guetem willen im fegfeur sitzen und die pein leiden, welches gemüet sich auch

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warhaftigclichen bei ime beschainet hat. Das ich aber widerumb vom eberstainischen heirat sag, so ist zu wissen, das kurzlich vor dem heiratstag zu Hechingen der jung herr grave Froben Christof mit graf Josen von Zollern ein rit hinab thette geen Eberstain, das

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frölin von Eberstain zu besehen und sich auch sehen zu lassen. Wie er domals mit klaidern staffirt, do wer vil von zu schreiben. Er het ein mantel, war sein ehrenklaidt und mit vil samet verbrempt. Der war des alten herren gewest, aber dem jungen vil zu groß und zu lang, zu dem ainer

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unpreuchlichen fazon gemacht. Der guet herr ward damit wol verspotet; das muest er geschehen lassen, er kont im nit thon, da man schon sagt, er het ein scherermantel an. Aber der alt herr het die manier an ime, wann er vermaint, das etwar ein abschewen oder ain unwillen zu ainer sach

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het, so focht es ine aller erst an und muest per fort sein.


  1. 880] auf s. 879 der hs. stehen die wappen von Zimmern und Eberstein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_437.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)