Seite:De Zimmerische Chronik 3 550.jpg

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zu Wildenstain von wegen der wunderseltzammen weis des alten herren, [953] und praticiert menigclich, das man mit der haushaltung bald widerumb solte geen Mösskirch raisen. Nun het der alt herr domals gefolgt und het sich uf die

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vassnacht dahin begeben, so het er aber allain das bedenken, das seines erachtens noch zuvil weins im schloß; den wolt er nit alda lasen, so wolt er in auch nit hinweg füeren, sonder war sein mainung, alda zu bleiben, biß er schier ußgedrunken würde. So baldt das publiciert, glaubt kain

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mentsch, wie sich menigclich befliße zue drinken, es thete ein ieder das böst, damit die faß baldt gelert würden. Man saß manichmal biß miternacht bei dem schlafftrunk, do man sonst schlafen were gangen, dann der wein war guet. Und das ichs beschlüese, es ward der wein in ainer solichen

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kurzen zeit von wenig leuten außgetrunken, das sichs billich were zu verwundern gewest. Und damit warde die rais geen Mösskirch umb ain viertheil eins jars befürdert, das man gleich nach ostern mit aller haushaltung widerumb hineinkam. Die vassnacht darvor het der alt herr gern ain

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fröliche vassnacht gehapt; so man aber an disch kam, thete er nichs, dann haddern und zanken; iez het der, dann diser nit recht geredt, oder solt das also, oder also beschehen sein. Damit macht er, das menigclich still schwige und das maul hankte. Das wolt er dann auch nit verguet haben.

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Solliche manier weret gar nahe durch die ganz fassnacht. Es het graf Wilhelm Wernher von Zimbern seiner diener ain, Melchior Schenken, dozumal zu ime gesandt. Den beschickt[1] er für disch, da er also ain balgen het, und clagt ime, wie er ain solliche traurige vassnacht haben müest, es welte

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niemands frölich mit ime sein, bete ine, das er seim brueder das anzeigen wellte. Bei wenig wochen darvor, als man wider geen Mösskirch raisete, do wardt graf Frobenio Christoffen das ander kindt zu Wildenstain geporn, war ein dochter; beschach uf

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freitag nechst nach dem sontag Invocavit, des morgens in aller früe zwischen fünfen und sechsen uhrn, im jar 1547. Das fröle ward zu Wildenstain auch in der capell von herr Jacob Drehern, caplon von Mösskirch, noch selbigs tags geteuft und genennt Apollonia. Gefetterig waren fraw

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Apollonia grefin von Henneberg, graf Gotfridt Wernhers gemahl,


  1. beschickt] hs. beschicht.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 550. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_550.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)