Seite:De Zimmerische Chronik 3 580.jpg

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ganz prachtlich und deren eintail in essen, auch ander pracht den fürsten gleich thuen wellen, und het gern gesehen, das herr Petter widerumb mit ehren abgeschaiden were. Es wolt aber niemands den bossen merken. Das essen wardt

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lang verzogen, der hofmaister, der marschalk und andere liefen hin und wider und war des geschefts nit wenig. Wie aber der unwert gast nit weichen wolt, so kompt der hofmaister und sprücht zu den andern umbstendern mit heller stim, das es die grafen wol hören und versteen kündten:

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»Mein gnedigester herr, der churfürst, will dises mal nit esen oder herfür geen.« Diese rede markt der von Rosenberg gleich und das villeucht sein des orts zu vil sein mecht. Darumb name er ein höflichen abschidt und gieng widerumb hinweg. Wie baldt das beschicht, so kompt ein edelman,

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der deckt die taffel, tregt uf. Es geet auch der churfürst herfür und war gleich alles richtig. Also befindt man bei disen grosen herren, die auch irer dignitet und hochait halb schier den künigen wellen gleich sein, zu zeiten lauter sordes und karkhait, und ist meglich, das dise ursach des berüefens

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mit dem grafen von Zimbern bei dem narrechten bischof von Bremmen auch seie gewest, das er sich darumb so leppisch gestellt und erzaigt hab. Von seiner torheit were wol ein besonderer tractat zu machen. In hat der römisch künig Ferdinandt uf iezbemeltem reichstag eins mals zu gast

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geladen, und sein under andern trachten die nieren von [971] wilden schweinen, wie dann ain solichs für ein besonders costlichs essen wurt geachtet, ufgesetzt worden. Der künig hat dem bischof darvon fürgelegt, gefragt, ob er auch das essen kenne. Der hat geantwurt: »Ja, gnedigester künig,

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es sein schweinshoden.« Und wiewol der künig domals sich lachens enthalten, so wurd ich doch bericht, das vil under den truchseßen und andern, so ufgewartet, sich gelechters halb von der tafel müesen thuen, und do sie der schweinshoden genug gelachet, seien sie wider zum dienst kommen.

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Demnach aber im schmalkaldischen krieg darvor allerlai unruhen im stift Bremmen fürgangen, dardurch dem stift nit wenig nachtails und abzug beschehen, understande dieser bischof durch sein hoche vernunft solichs alles uf disem reichstag gerad zu machen. Aber wie das nit beschicht

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und kaiser Carle hernach wider nach Prabant und dem Niderlandt zeucht, begibt er sich auch wider an hof, da er ein guete zeit seiner unerledigten sachen halb bliben ist.


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 580. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_580.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)