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heutigs tags im schloß zu Querfurt in der kirchen vorm chor, under eim stainin schwibogen. So hat auch diser that halben der bronnen, auch die müllin under dem schloß den namen vom hailigen bischof Brunone empfangen, genannt

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der Pronnusbron[1] und die Pronnusmüle. Wer aber dise grefin von Querfurt ires herkomens gewest, das hab ich nit gefunden, gedenk, man habs nit geschriben, des geschlechts zu verschonen. So waist man auch nit gründtlich, in welchem jar das beschehen. Allain obgenannter graf Gebhart

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von Querfurt ist des römischen kaisers Lotharii des zweiten großanherr gewesen. Das ich aber widerumb uf die hennenbergischen sachen kom, so ist zu wissen, wiewol graf Götfridt Wernher vermeg der heiratsbrief und dem landtsbrauch nach alle

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verlassenschaft seines gemahls wol het megen sein lebenlang behalten, iedoch ließ er der dochter alle verlasenschaft und mobilia volgen. Die alt grefin het under anderm ain schöns silbergeschier verlassen, so ir von irem alten vetter, graf Hainrichen von Hennenberg, tumbherrn zu Straßburg,

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zugestanden. Das het graf Götfridt Wernher sein lebenlang auch wol megen behalten und niesen; aber er lies es der dochter uf ir begern auch verfolgen, dann er wolt ie nit haben, das im nit zugehörte. Als nun wol war ufgeraumpt, mogt der plunder nit aller in der alten frawen selligen

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truchen. Nun war ein groser alter raistrog verhanden, darumb sprach man den alten herren an. Do füeng er sich erst an zu stoßen; die selb wolt der alt herr nit von handen lasen, het doch am sibergeschier, denen schenen schauben, klainottern, kettinen und der barschaft kein mangel gehapt.

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Die raistruchen behielt er auch, und muest man sonst luegen, wie alles eingepackt würde. Also fürt man das erb in etlichen wegen nach Hechingen. In kürze darnach wolt der alt herr ein anders silbergeschier machen, als er auch thet. Zu sollichem braucht er ain goldtschmidt von

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Überlingen, genannt Michel Hager; der verhieß ime das silber zu geben, ein iede mark uf vierzehen lott fein silber just. Darnach ward es ime auch bezalt. Aber wie sich das her-


  1. Pronnusbron] d. i. Brunsbronn; hs. Promsbron; s. über diese sage Cyriacus Spangenberg, Quernfurtische Chronica (1590) s. 134—137, und Grimm a. a. o. nr. 577; Tettau und Temme, Die Volkssagen Ostpreußens no. 62; Kuhn und Schwarz, Norddeutsche Sagen no. 242 und anmerk. s. 494. (Liebrecht, Germania XVIII, 185.)
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_005.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)