Seite:De Zimmerische Chronik 4 032.jpg

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darin sie selbs ir böster arzet sein künte. Also volgt sie dem doctor, hielt sich nach seinem rath. So wardt auch an aller wart nichs gespart oder underlasen, was meglich, zu dem allem gesünde bei höchster straf eingebunden, auch

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den amptleuten in der herrschaft bevolchen, darob zu halten, damit sie von niemands belaidiget oder erzürnt würde, auch das man ir nichs traurigs solte fürbringen. Als sollichs alles versehen, nam ir son urlaub von ir, dann sich niemands ires schnellen hinschaidens so baldt versehen, und begab sich

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widerumb geen Mösskirch, des willens, in ainer kürze sie abermals haimzusuchen. Aber in wenig tagen darnach schickts der allmechtig vil anders; dann als sie nach ires sons abschidt aigens willens nach dem pfarrer geen Oberndorf geschickt, hat sie im gebeucht, das hochwürdig sacrament

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entpfangen, auch darauf mit allen sacramenten sich ganz christenlichen versehen lasen. Darauf sie mermals zu irem gesündt gesagt, es sei ein dorheit umb die arzet, sie wissen irer kunst kain grundt, sie künde sich uf ire vertröstungen nit verlasen, aber iezundt, so sie iren herren und schepfer

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empfangen und mit dem sich verainiget und versönet, do sei sie aller sorgen frei und well alles ir thuen und lasen, sterben oder genesen irem Hailandt haimstellen und den iezundt machen lasen, wie er, das ir seelhail, guet wisse, mit andern mer tröstlichen worten und ermanungen irem

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gesündt, die sich oftermals des weinens nit enthalten haben künden. Sie hat gar wenig schlaffen oder ruben mögen, auch wenig esen künden. Einer nacht, als man sich user allerlai anzaigungen einer bösserung verhofft, do hat sie, nachdem sie ein kurzen schlaf gethon, einer magt gerüeft

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und bevolchen, ir ein paternoster zu raichen, sie künde nit mehr schlafen, well darfür betten. Das hat die magt gethon, und indem sie ir das patternoster dargebotten und die fraw das in die handt genommen, do ist unser Herrgott urblützlingen mit seinem gewalt do gewest, sie dermasen so

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schnell und geschwindt angrifen, das ir nit mer worden, dann das sie gesagt: »Hilf Got!« und damit gleich ist das leben darvon geschaiden, das sie kain wort nimmer mer geredt, auch sich weiters nit geregt oder bewegt (Got sei ir genedig!), ires alters im 64isten jars. Darauf ir gesündt

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ein sollich heulen und geschrai angefengt, das solchs durch die amptleut hat müesen abgestelt werden. Gleich morgens haben die amptleut, wie gepreuchlich, mit kerzen und an-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_032.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)