Seite:De Zimmerische Chronik 4 078.jpg

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und bei ainandern zu ergreifen, iner und userhalb der statt. Darauf ist järlichs vil uncostens geloffen, und welcher also an der that oder auch argwönig ergriffen, der hat die zech wol bezallen müesen; dann man denselben in ein sondere

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gefengknus gelegt, und nachdem er bluet, haben sie im, da er wider ledig sein wellen, ohne trauren in die wollen gegriffen. Dieweil nun der rath user anstiften und teglichen treiben der predicanten so heftig darob gehalten, hat es bei denen, so mit dem handtwerk umbgangen, wol ufsehens

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bedörft. Deren verordneten oberer oder haupt ist ein schneider gewesen; der het sein handtwerk derhalben verlasen, genannt Schneider-Jörgle. Er ist wunderbarlich und listig gewesen, sein bevelch ußzurichten, und hat sondere laitern, brech- und steigzeug bei sich gehapt, damit er an argwönigen

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orten die heuser übersteigen, thür und thor ufbrechen künden. Gegen im oder seinen vogelhunden hat bei vermeidung höchster straf niemands werhafte handt machen oder sich widersetzen dörfen. User der ursach hat doctor Villenbach, als er anfengclichs sein magt einzogen, dasselbig ganz

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still gehalten und besorgt, er mögte verargwonet oder bei der obrigkait angeben werden. Wie nun der tomdechant, auch sein brueder, graf Gotfridt Christof, sollichs gewar, haben sie ir kuntschaft de longe main, wie die Franzosen sprechen, uf in gemacht, und als sie einsmals uf ein sampstag,

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darauf dann ordinarie die tomherren capitel pflegen zu halten, gründtlichen erfaren, das Villenbach die magt bei sich im haus, auch im und der huren ein waserbadt hab zurüsten lasen, haben sich die baidt brüeder verglichen, dem doctor ein lecherlich corollarium zu beweisen. Hierauf der

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domdechant, wie er im capitel befonden, das keine sondere gescheft verhanden, hat er das capitel umb anderhalbe stundt, ehe dann sonst gepreuchlichen, zum ende gericht. So baldt die domherren von einandern kommen, haben die baidt grafen ire diener von sich zu haus geschickt, sie aber baide

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sein ufs aller stillest zu des doctors behausung gangen und in die thür hinein von der gassen sich baide gestelt und geleutet. Nun ist die kuntschaft baider grafen gerecht gewesen, dann der doctor sampt der magt domals, ganz frei aller sorgen oder angst, im wasserbadt und haben sonst

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niemands im haus, dann ein jungen knaben gehapt. Derselbig, wie er vernommen das klopfen oder anleuten, ist er an ain getter gangen, zu erlernen, wer also zu unzeiten zum


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_078.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)