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grafschaft und was er het, einzoge. Nun het er aber ein schwester bei der kaiserin Editha im frawenzimmer, die nam ein freiherren von Lodenburg, ein Meichsner, genannt Hartman. Dieweil aber derselb in besondern hochen gnaden

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beim kaiser, do trueg er seim schwager die ungnad ab bei kaiser und warden im seine güeter wider, iedoch mit dem geding, dieweil ims der kaiser sein verschulden ie nit gar [1059] wolt nachlasen oder schenken, do solt er für den abtrag und zu ainer buß ein closter stiften. Das thet er

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und stiftet das closter Auhausen[1] an der Wernitz, wiewol er zu Hildeshaim begraben ligt. Das war ein rechter pfaffen-oder münchsanschlag, der weder dem kaiser oder reich zu nutz kam. Damit het sich der wider ußgesönt und war sein geschlecht umb sovil dester ermer und unvermöglichen.

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Aber belangen graf Wilhelm Wernhern, der hat zu einer anzaigung seines letsten willens ein lateinisch epitaphium, in erz gegossen, in der schloßcapellen lasen ufrichten. Sollichs hat im gestelt ein beisitzer am cammergericht, doctor Joachim Minsinger[2], das[3] laut zu wort, wie volgt:

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GENEROSISS. AC NOBILISS. DNI. DNI. WILHELMI

WERNHERI COMITIS ET BARONIS IN ZIMBERN CENOTAPHIVM.
Hospes, quisquis ades, taedet nisi, comprime gressum,

Ad nova nec pigeat sistere busta pedem!
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Hanc magnis renovat GVLIELMVS sumptibus arcem,

ZIMBRIA cui nomen stirps generosa dedit,
Vir pius et prudens atque integritatis amator
Sollicitaeque fugax ambitionis homo,

Qui tribuit jus cuique suum libramine recto,
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Dum tenet augusti regia sceptra fori.

Ast aetate gravis, proavita in castra reversus,
Perfruitur vita commodiore diu.
Tandem, ubi ei digitis filum perscindit acutis

Clotho, sancte obiens, caelica regna petit;
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Namque quis hunc dubitet foelici sede receptum,

Orbe manent alio praemia si qua pios?
MESKIRCHI post fata jubet sepelirier ossa,
ZIMBRIAE ubi comitum membra sepulta jacent.

Sed quoniam summo affectu dilexerat arcem
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ZIMBRIAE, in hac voluit cor recubare suum,

Qua ratione piae mentis sanctissimus heros
Edidit in patrios symbola grata Lares.


  1. Auhausen] hs. irrthümlich Anhausen; s. Bavaria III., 922 ff.
  2. Joachim Minsinger] von Fründeck, ein berühmter jurist, wurde des herzogs von Braunschweig kanzler; s. Crusius, Schwäbische Chronik II, 234. 237. 372.
  3. das] hs. dat.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_103.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)