Seite:De Zimmerische Chronik 4 109.jpg

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grausamen todt genommen. Und wiewol er alles, so man geredt, wol verstanden, iedoch, so man in ermanet zu beichten, und ob er das mit worten nit thon, ob er im aber seine sündt laidt sein laß, den allmechtigen darfür piten

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und sich bessern welle, oder ob er sich mit den hailigen sacramenten versehen lasen, darauf hat er gar kain zaichen geben oder darvon hören wellen. Also ist er zu Mösskirch, wie oblaut, gestorben und zu unser Frawen jenet der Ablach begraben worden anno 15 . . . Der allmechtig seie ime

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gnedig und barmherzig! dann er ein erlicher, frommer man die zeit seins lebens gewesen und der seinem herren getrewlichen hat gedienet. Man sagt, das in der nacht, wie er am tag darfor gestorben und begraben worden, umb und bei seinem grab ein erschröckenlichs geschrai gewesen, als

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ob ein mentsch schreie: »O we! o we! o we!« Vil vermainen, er sei durch die seltzammen, wunderbarlichen weis des alten herren dahin gerathen. Gott verzeihe inen baiden! Das es aber glaublich, das sich der alt man diser seltzamen weis so hoch angenommen und zu herzen gefüert, so will

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ich allain zwai stuck under vilen erzellen, darbei des alten herren geher zorn mag vermerkt werden. Er het den geprauch etliche jar, das er vier [1070] corales erhielte; die muesten tags zwai mal zu kirchen geen, die empter und horas singen helfen, darneben zu disch ufwarten. Nun begab

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sich etwan, das der knaben einer ein becher oder deckel fallen ließ oder sonst ein unschick begienge, so erzürnt sich dann der alt herr über alle masen. Uf ein zeit hetten iren zwen abermals ein unzucht vor disch begangen; dess erzürnt er sich so hoch, das er eilends im sessel ufstande und in

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grosem zorn beide knaben ein ieden beim har erwüscht und vom boden halben ein hoch ufhube. Mit denen danzet er also in der stuben uf und ab ein mal zwai und sang darzu. Nachgendts warf er die in die stuben hinuß. Dess haben domals vil gesehen. Zu einer andern zeit, als er uf dem

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sal zu imbis saß, solt im dieser knaben einer einschenken; dann so niemands frembder vorhanden, ließ er im user misstrawen gemainlichen einschenken, das ers sahe. Aber der knab übersahe sich vor grosen engsten und schütt dem herren den wein uf die hendt und uf die ermel, dardurch

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er dermasen erzürnt, das er dem knaben nach dem har grif. Der knab markt, wo es hinauß wolt, satzt die kanten eilends nider und darvon. Der alt im sessel uf und hinnach. Nun


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_109.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)