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sein, dann nit iederman die gnad. So het er dann vil mühe, den leuten die reden zu corrigiern, darab redt er sich ganz mühig. Es kam uf ein zeit obgenannter sein brueder zu im geen Wildenstain; den empfieng er hoch. Nun waren die

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baidt brüeder nit ein fierentail stund bei ainandern gewesen, der alt herr fragt, was newer zeitung vom kaiser und wo er wer. Dess antwurt im graf Wilhelm: »Ich laß mir sagen, Ir Majestat seien iezundt im Niderlandt und sollen alle sachen, Got lob! fridlich sein.« Diese rede, »ich laß mir

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sagen« konte er unberedt nit lassen, sprechendt: »Ei, ich welt mirs aber nit sagen lasen, ich wist dann, das es gewiss were.« Dergleichen sachen sein unzelich vil fürgangen, und fürwar, so er in seinem übermesigen zorn und seltzamen weis im wolreden het künden abbrechen, so het er

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natürlichen noch vil und lange jar in gueter [1071] gesunthait und vermöglichkait leibs wol leben künden. Aber wer ist der, so kain mangel? oder der iedes mals und in allen stucken alles das, so im nutzlich und guet were, ohne die sondere gnad Gottes verbringen kan? Kainer ist ohne mangel.

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Aber so dieses gleichwol seltzamen grafen tugenden und mengel gegen ainandern verglichen, so befindt sich unwidersprechenlich, das er von Gott in vil stucken höchlichen und für vil anders begnadiget gewesen und das seine tugenden die mengl umb ein weits übertrofen haben. Gott gnade ime

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und allen christgleubigen mentschen! In dem nachgenden jar, anno 154 . ., haben sich zu Mösskirch und in der herrschaft vil seltzamer hendel begeben. Es hat der Wolf Spick, ein müller zu Drettenfurt, ein knecht gehapt, ein gueten, fromen gesellen. Der ist eins tags nach

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Georii, als die täg anfahen sich heftig zu strecken, gar früe ufgestanden, als man bloßig den tag hat künden erkennen, des vorhabens, die mülle zu beschütten, die in bedaucht hat leer geen. Ob er sich nun in seinem ufstehen gesegnet oder nit, ist nit wissent. Wie er aber die mülle seins

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erachtens wol beschütt und wider zu bet geen wellen, do hat er etwarn vor der mülle rüefen hören. Wiewol er nit beklaidt, allain das hemmat anhet, nochdann ist er für die mülle hinaußgangen. Also hat er zwen schwarze, lange manspersonen gesehen, die sein uf der scheiterbeig gesessen

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und einsmals, das er sie nit geen sehen, sein sie allernechst bei im gewesen, haben in, erschrocknen, under die arm gefast und mit im, gleichwol er sich gewidert, darvon gangen,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_111.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)