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clafter hoch hinab, das sich zu verwundern, wie er bei leben hat kinden bleiben, dann das pferdt ohne ursach ein fahl mit im die halden hinab gethon. Iedoch ist er und das ross unbeschediget darvon kommen. Er hat selbs vermaint,

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das gespenst hab im das pferdt daselbs überab geworfen. Die alten haben vermuetet, der Adam von Rosenstain, ist ein lediger von Eberstain gewesen, hab vor vil jarn ein schatz ob dem Wachtelbronnen vergraben und ain dannen darzu gesetzt, darumb auch er hernach biß zu ende seins

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lebens alle nacht darzu gangen, etwann userm bronnen gedrunken, auch zu zeiten sein gebet darbei verbracht; und soll darvon abgestorben sein und das gelt seinem herren also entpfüert, daher, sagt man, lauf sein gaist bei der nacht umb und bei dem bronnen. Bei wenig jaren, nemlich anno

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1562, ist daselbig gelt bei nacht ußgraben worden und hinweg kommen, das niemands gründlich sagen kan, von wem das beschehen. Die gruben ist noch zu sehen. Aber der schatzgräber hat sich das gespenst nit erschrecken oder abtreiben lasen. Ich hab wol gehört, das es kundtsleut

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sollen gethon haben, wiewol es doch selten mit den schetzen gerath und ist auch eine grose sorg und gefahr darbei. Noch haben wir ain alte historia oder geschicht, die sich bei dem Wachtelbronnen begeben. Im jar 1518, als der groß landtssterbendt gar nahe in allen deutschen landen,

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hat sich der from graf Bernhart mit seinem gemahl, der grefin von Sonnenberg, uf Eberstain gehalten. Er hat ein maister koch gehapt, gehaißen der Marcell, der ist eins nachts, als der durchschein, ufgestanden und zum fenster hinauß gesehen gegen dem Wachtelbronnen; der stat

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Gerspach zu. Also hat er gesehen vil personnen, weib und man, die ainandern bei den handen und den weg vom Wachtelbronnen dem schloß [1076] zu ein raien gedanzet haben, gleichwol ohne ainig spill. Als sie wol zum schloß herauf kommen, hat er etlich under der componia gekent,

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insonderhait aber hat er sich selbs in seiner claidung gesehen, dess er sich höchlich verwundert. Er hat sie bei dem schloß hinum sehen danzen, dem vichhof zu, das er nit gewisst, wa sie hinkomen sein. Desselbigen jars sein alle die, so der koch am danz gesehen, gestorben, wie dann

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ime, koch, auch beschehen. Solchen todtendanz darf im niemandts seltzam sein lasen, so wir glaublichen in geschriften finden, das vormals dergleichen auch fürgangen, inson-


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_119.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)