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es, gleichwol mit unwillen, angenommen, ist darmit darvon gezogen und nimermer widerkert, darab das alt par volk ein sollichen unmut eingenommen, das sie darnach nit lang mer gelebt; auch haben sie baide hernach scheinbarlichen

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an leib und an guet abgenommen. Man sagt, sie künden die rott farb nit leiden und werden darmit vertriben. Dergestalt ist es auch vor jaren zu Stutgarten zugangen. Ehe herzog Ulrich von Würtemberg an das regiment kommen, do hat er ain hofschuchmacher gehapt, genant der

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Kinspach. Desselbigen hausfraw ist uf ein zeit ein kindtbeterin gewest, und als sie ainsmals allain im haus, do ist unversehenlich ein sollichs kleins erdenmendle zu ir kommen; das hat ein kupferin kessel uf dem haupt getragen, das weib angeredt und von seines maisters wegen ir den kessel

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in die kintbet schenken wellen. Aber die guet fraw ist ab ime so übel erschrocken, das sie ir nit enthalten künden, sonder überlaut anfahen schreien, darab das erdenmendle erzürnt, gesprochen: »Wolan fraw, wellt ir meins maisters gab und schenke nit dankbarlicher annemmen, so trag ich

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den kessel wider darvon.« Darmit ist es mit seim kessel wider hinzogen. Es ist auch die fraw also erschrocken gewesen, das sie nit gesehen, was im kessel gelegen, und haben domals vil verstendiger und erfarner leut nit anders vermaint, dann es sei vil gelts oder geltswert im kessel

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gewesen, oder aber der kessel hab ein wunderbarliche art und tugendt an ime gehapt. Im seie aber, wie im welle, so ist er der gueten frawen nit bescheert gewesen, nach laut eins alten sprüchworts: »Was aim nit werden soll, das straift im ain reis ab.«

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Das ich aber einer dergleichen historien vermelde, die bei unsern gedenken beschehen und namlichen bei zwaien oder dreien jaren vor dem paurenkrieg, also das deren noch vil in leben, die das gründtlich wissen, so hat bischof Philips von Freisingen, von seiner gepurt ein pfalzgrave bei Rhein,

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umb iezermelte zeit ein oberamptman uf dem schloß Werdenfels am waser, die Luisa, in Tirol gelegen, gehapt, einen vom adel user Pairn, genannt der . . . Parcifal, under desen amptsverwaltung zu Pfarchet ein fromer alter paursman gesessen, genannt der Rauch. Der hat ein sone gehapt uf

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zehen oder zwelf jar ungefärlichen, welcher ains mals sommerszeiten allain in das gebürg gangen, nachdem es dann ein ganz birgecht gelendt, rausch zu suchen und, so er das


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_136.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)