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redlich gehandlet und im die warhait gesagt, so welt er im das zu guetem nit vergessen, und kain man versahe sich gleichwol, es würde in der unfleis des Maienbrons[1] zu grosem zorn bewegt haben. Aber als er im die warhait

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bekannt, do war er zufriden. Also wardt der Jacob in nachvolgendem tag wider zum doctor abgefertiget. Der het hinfüro bösser fleis. Gleichwol er vom doctor schlechte hilf oder rath bracht, dann der zufahl ohne underlaß zu besorgen war. Es het sein vetter, gleichwol ime unwissendt,

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manicherlai waser, pulver, präservativa und anders zurichten lasen, im fahl der notturft, daz sich paralisis oder ein apoplexia widerumb erzaigen wellti, ein unverlengte hilf an der handt were. Nun war sein dochter, die grefin von Zollern zeitlichen seiner krankhait bericht worden. Die kam wenig

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tag vor der carwochen und wolt ine [1099] in seiner krankhait haimsuchen, auch vor seinem ende, dess man sich wol versehen kunde, ine anzusprechen, darab er ein sondere frewde het. Es begab sich aber am ostermontag, als er in seinem gemach zu morgen gessen und sich zimlichen wol

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befande, das er nach mittag nach der dochter schickt, und als die kam, war er ganz frölich, fragt sie von ires herren gebewen und andern sachen. Indess, urplützlingen und in aller rede, kompt ime abermals ein zufalle vom haupt; der trifft ime die zungen, in masen er kain wort mer ußsprechen

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konte. Nun war eben zu selbigem mals niemands, dann sein dochter, bei im, dann sein vetter gescheften und frembder leut halben in der canzelei. Der wardt eilendts geholet. So bald in der alt herr ersicht, giengen ime die augen über, dann er konte nit reden; derhalben deutet er ime uf die

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zungen. Nachgendts grif er an sein herz und warf den arm uf, vermainet, der mangel were allain an der zungen, aber das herz noch frisch. Hierauf in sein vetter bericht, er solle des zufalls unerschrocken sein, dann gewisse und guete hilf vorhanden. Damit holt er die wasser, pulver und anders,

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so etliche wochen darvor uf ein solchen fahl an der handt waren, und wiewol graf Gotfridt sich schwerlich der iezgehörten remedien geprauchen wolte, iedoch wardt er von seim vetter und desselben gemahl, auch seiner aignen dochter dohin beredt, das er folget. Und das wunderbarlichen

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zu hören, so gleich er ein wenig ingenommen, auch ime


  1. Maienbrons] hs. Maienbrnos.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_166.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)