Seite:De Zimmerische Chronik 4 176.jpg

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lasen solte, auch nit forchtsam sein oder desshalben ainich schrecken empfahen, dieweil er sein herr und oberer wer, sonder solt ein gueten muet haben und im nit anders sein lasen, als da er ain schlechten bauren het under handen

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user eim dorf. Und mit solchen reden so bracht er dann den parbierer aller user seiner rumori und daz er im dann noch mer entsas, zu zeiten auch, das im die schwaisdropfen im angesicht standen. Darauß nam er dann abermals ein ursach, weiter zu hadern oder sein fürnemmen zu extendiern,

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und in sollichem gefecht so ward im gelassen. Ob es gleich wol zu zeiten ein blaiche nasen gab, das dorft niemands achten, vil weniger dergleichen thuen, als ob mans het gewaret. So er dann den spiritum wider fasset, pflag er des alten Laberers, der seins geschlechts ein geborner freiherr

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von Labern user Payrn gewest, spruch zu erzellen, der laut also:


»Welcher lauset und lat,
Soll frölich sein, wie es gat[1]

dann fieng man leus und ließ böss bluet, so wer man fro,

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das solch unzifer und unrat fort und userm leib were, fündt man keine und ließ ein guets und rains geblüet, so wer der mentsch noch mer zu friden und voller frewden. Und wiewol die gemainen laserregln am maisten dahin deuten, das man sich die läse ordenlich und mesig halte und

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sonderlich allen zorn und traurigkait vermeide, so hett es aber des orts vil ain andern stilum; die arzet sagten oder rieten, was sie welten, darzu, gleichwol [1105] niemands was sagen dorft. Aber es befandt sich am letsten solchs alles einsmals und das im solcher zorn zu grosen unstatten kam, wie

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oblaut, dann im das alles ein befürderung gab zu seinem absterben. Darneben aber ist er ein gotzförchtiger und vil bettender herr gewesen, der anfangs seiner regierung das gestift zu S. Martin zu Mösskirch anno 1516, wie das weilunt sein herr vatter sällig, herr Johanns Wernher der elter,

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angesehen und verordnet und aber user zufallendem unfahl in seinem vertreiben nit gar volzogen, ins werk gericht hat, in masen wie das noch heutigs tags gehalten und die dotationes darüber von bischof Haugen von Costanz clärlichen ußweisen. Von alters und ehe dann die herrschaft

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zimbrisch worden, ist zu Mösskirch nur ein pfarr sampt zwaien


  1. wie es gat] vgl. Schmeller-Frommann, Bayerisches Wörterbuch I,1504 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_176.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)