Seite:De Zimmerische Chronik 4 200.jpg

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ich aber zu Augspurg im schmelzen, das die mark über dreizehen lot nit hielt. Aber der graf ließ es hingeen und wolt nit vil darauß machen. Vor jaren ist es auch seltzamlich graf Wilhelm Wernhern von Zimbern mit dem alten

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Rauchschnabel zu Ulm ergangen. Derselbig het ime ein verdeckten becher gemacht und uf dem deckel ein grosen knopf. Über etlich jar darnach do zerbrach der becher. Wie aber der graf den becher ließ verendern, do befandt sich, das der knopf inenzu hole und mit lauterm bleib war

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ußgefült. Der from graf ließ es dem bueben auch hingeen. Es haben sich in diesem 1554 jar sonst allerhand sachen zu Mösskirch begeben. Es war ein alts weible im schloß, genannt Greta Bantscherin, war vil jar kindsmagt darin gewesen, die wardt krank, als sie auch selbigs jars starb. Vor

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irem absterben etliche monat hat sie iren gaist, wie man sprücht, gesehen in aller gestalt, wie sie. Der ist ir im schnecken eins abends bekomen und stilschweigendt fürgangen. Unlangs darnach, als bemelt weible widerumb den schnecken hinauf gangen, hat es den gaist abermals in irer

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gestalt helles tags gesehen. Der ist sie gewichen und under dem dach an denen truchen sich duckend hingeschlichen. Wie er in winkel kommen, ist er verschwunden, und unlangs darnach ist das weible alters halb gestorben. Vor jaren soll es des theuren und weitberüempten grafen Reinharten

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von Solms gemahl auch begegnet sein, das sie iren gaist mermals gesehen, so urschaidenlich, als ob sie in einem spiegel sich selbs het beschowet. Sie ist ires herkommens ein grevin von Sayn gewesen. In nachgendem Augusto, den 22 tag selbigs monats

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des 1554 jars, uf s. Adolfs tag, ist graf Froben Christof abermals ein dochter geborn worden zu Mösskirch, umb ein uren nach mittemtag. Die ist Leonora genannt worden und ist das sibendt kindt an der zal gewesen. Gefetterig sein gewesen herr Hanns Schwarzach, genannt Spindler, caplon

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bei S. Martin, und Jacob Rennisfeldt, alter burgermaister, sodann Anna Weigline, die war ain Hippin von Rotenburg, und Bastion Heckers nachgelassne witib, genannt Anna Müllerin. Dise dochter hat ein ohemal an der stürnen und am rechten backen mit ir an die welt gepracht, und wiewol

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[1116] irenthalben vil raths gepflegen worden, auch manicherlai versucht, so hat es doch nie nachlassen wellen oder im grundt megen gehailet werden. Ob ir meg geholfen werden,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_200.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)