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ganzen tag darvor und zum nachtmal versaumbt, der mag alsdann mit essen und trinken noch wol zukommen. Dieweiln die herren spilen, darf kain frembder edelman oder diener in das gemach geen; dann so das beschicht, sein

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etliche darauf bestellt, die sein mit hochen bechern und guetem wein versehen, die fertigen den man ab, das er in ainer stunde kain durst mer hat. Ich habs warlich gesehen, das nur ein diener in sal hinein gesehen, der wardt berüeft und im ein solliche weinkappen angestraift, das er fro war,

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das er wider hinauß kam. Darzwischen aber liefen die knecht und bueben mit grosen kanten und fleschen im hof darafter; wer drinken wolt und durst het, der mogts thuen, es wardt im doch angebotten. In somma, es gieng in allweg zu, als ob man nit lang welte hausen. Aber zum

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schlafftrunk da wurt neben dem confect und confituren allerlai essens von gebratens und anderm ufgestelt. Darbei bleibt es nit, iez rüeft graf Jacob eim edelman, befilcht im, man soll ein specksuppen machen, dann mueß man Metzer kramatsvögel braten, sein geröste brötle, dann blawe hecht

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sieden, dann das, dann jenes. Solch dempfen das weret biß nach der mitternacht, etwann biß umb zwei uhren gegen tag, zu zeiten noch speter. Alsdann get man schlaffen. Und da schon solch regiment sonst weder zu seel oder zu leib nit daugenlich oder fürstendig, so ist es doch darzu guet,

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das die fleh ein zu nacht nit beisen. Des morgens so gan pfeifer oder tromenschlager, dann er etliche knecht in der besatzung doben ligen hat, im schloß und uf den wehrin umbher, da schlecht man umb zur morgensuppen und rüeft darzu: »Wolher, lieben brüeder, alle die, so gestern doll und

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voll gewesen, sich wider erlaaben wellen, die komen in die oder diese stuben, da werden sie ein sup und des gueten weins genug finden!«  Da facht dann die abenteur deselbigen tags widerumb an. Und wiewol es bei mir ungleublichen gewesen, wover ichs nit selbs mit meinen augen gesehen,

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so sein doch etlich namhaftige leut dieser grosen unordnung und dieses Apicii halb fürnemlich gestorben; dann ich warhaftigclichen gehört, das solch wesen nit allain zu denen zeiten, so gest oder frembde leut vorhanden, sonder auch, so er allain[1] mit seinen jegern, forstmaistern, edlleuten oder

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was er sonst für ain angenems gesündt haben mag, so seie


  1. allein] hs. nit allain.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_276.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)