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bei kurzen jaren und in mentschengedenken einer grefin von Reinstain begegnet (sie war ires herkommens ein greffin von Stol[1179]burg); dann es ist dem graffen durch untrew feur eingelegt worden; dieweil aber das haus hilzin,

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von riglwerk gemacht, wie dann bei den alten deutschen gebewen noch zu sehen, do ist die hilzin stegen im haus gleich abgebronnen und eingefallen. Der graff hat hoch hinabspringen und durch feir entfliehen müßen. Die grefin, so groß schwanger gangen, ist vom grafen vilfeltigclichen

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ermanet worden, auch hinab zu springen. Aber als sie das nit wagen derfen, hat letstlichen der graff der großen feursnot halben auch weichen müßen. Dieweil dann die arm grefin nirgends ußkommen, ist sie sampt ainer edlen junkfrawen und ainer hoffmaisterin vom adel ellenglichen

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verbronnen. Als hernach die brunst nachgelassen, hat man sie alle drei under ainem disch ersteckt und übel verbrunen bei ainandern gefunden. Darum ist sich in dem bawen ainer behausung wol fürzusehen, das der baw mer dann ain ußgang het, auch mer dann ain schnegken oder stegen

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hab, gefahr, es sei gleich in feurs oder feinds nöten, dester besser zu vermeiden. Es soll auch kainer bawen über sein vermögen oder aber über die gepür, das ime nit zustend, dann ain underschaid zwüschen den höher und nideren stenden soll gehalten werden. Dess haben wir ain exempl an ainem

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Florentiner kaufman zu Antorf, hieß .... Der hat, nachdem dann die Florentiner vor ander Italienern ganz sinreich und sonderliche gute bawleut sein, nit weit von Antorf ein possesion a la Italiena gebawen, mit gebew, garten und aller zugeherd, in maßen das ein mangnificenz und auch

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wol zu besehen gewesen. Füegt sich, das her Maximilian von Beurn[1] gen Antorf kam. Der Florentiner schmuckt sich zu im, lude inne ganz ernstlich uf die possession. Der von Beyrn kame und warde ganz herlich und erlichen tractirt. Im abschaiden, als iederman doll und voll, wie dann dessen

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von Beyrn manir, fragt der Florentin, was oder [ob][2] im etwas gemanglet, was diser possess weiter gebrest. Antwurt der von Beuren, nit uf latein, sonder uf gut hochdeutsch, der grest mangel seie, das der Florentin, so hievor vil erlicher leut in stich gesetzt, betrogen und zu eußerstem


  1. Maximilian von Beurn, Beyrn, Beuren, Beren] d. i Büren; ist wohl der bekannte niederländische general Karls V; s. Allgemeine Deutsche Biographie III, 584.
  2. ob] wohl zu ergänzen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_299.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)