Seite:De Zimmerische Chronik 4 333.jpg

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grafen Froben nicht bloß das des einfachen stoffgebers, beide haben zusammengearbeitet, die chronik ist beider, des grafen Froben Christof und seines sekretärs Johannes Müller, werk, und zwar in folgender weise.

Nach zwei stellen der chronik (IV, 208, 21 ff. und 234, 7 ff.) ist anzunehmen, daß dieselbe ursprünglich abschnittweise, auf einzelnen blättern oder bogen geschrieben war. Graf Wilhelm Wernher lieferte so seine beiträge, ebenso machte auch Froben seine aufzeichnungen. Diese beiträge hat nun Johannes Müller mit seinen eigenen aufzeichnungen vereinigt, geordnet, zu einem ganzen verbunden und zu diesem zwecke auch die originalaufzeichnungen der beiden grafen der form seiner erzählung, ohne jedoch alle spuren der originalität, namentlich das wort »ich«, jedesmal getilgt zu haben, angepasst. Die frucht dieser arbeit ist A. Sie hat jedoch, wie schon oben bemerkt worden ist, dem die ausführung des werkes leitenden grafen Froben nicht durchgängig genügt; er corrigierte sie in angegebener weise und übergab sie seinem sekretär zu nochmaliger reinschrift, welche wir in B haben, denn von Frobens hand sind die zusätze, verbesserungen und sonstigen änderungen in A, wie vergleichungen mit schriftstücken von der hand des grafen Froben, welche sich im Donaueschinger archive befinden, unzweideutig ergeben haben. Daß die schrift nicht von der hand des grafen Wilhelm Wernher stammt, wie bisher angenommen worden ist, wird dem kenner der letztern auf den ersten blick klar.[1]

Es bleibt noch übrig, auf belege für die selbstständigere thätigkeit Müllers, durch die er sich über den gewöhnlichen abschreiber erhob, hinzuweisen. Schon aus der obigen begründung, daß weder graf Wilhelm Wernher, noch sein neffe, die chronik in der form, wie sie vorliegt, geschrieben haben kann, erhellt, daß diese form das werk eines dritten sein muß, welcher wohl kein anderer ist, als der von seinem herrn, dem grafen Froben, selbst genannte Hanns Müller. Daß der erzähler in dienstlichem verhältnisse zum grafen Froben stand, geht aus III, 414, 17 ff. hervor, wo es heißt: »Der (truchseß Wilhelm) wolt etwas saur darzu sehen, so er (um ihn zu necken) meins herrn brueder ward genannt.« Aus dem munde eines dieners dürften auch die worte herrühren: »Solt aber einer, so eim herren trewlichen dienet, seiner dienst, da es redlich zugeet, nit auch geniesen?« (IV, 158, 9 ff.). Es dürfte demnach kaum einem zweifel unterliegen, daß der sekretär Hanns Müller es ist, der sagt: »Als ich mir fürgenomen, die zimbrischen historien und was sich in sollichem geschlecht abenteurlichs,


  1. Auch Mone bemerkt (Quellensammlung II, 134), daß die beischriften in A von anderer hand sind, als die von ihm herausgegebenen jahrgeschichten des grafen Wilhelm Wernher.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_333.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)