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Flüchtlinge. Flüchtlinge der Welt, die unter dieser Kuppel Schutz und Frieden suchten.

Schließlich war Großmama aber doch recht froh, als sie wieder in ihr altes Schloß heimgekehrt war. In der großen Stadt war ihr manchmal gewesen, als sei sie in einer ungeheuern Werkstatt zu nahe an die zentrale Maschine geraten, die mit ihrer Kraft alle Räder, Hebel, Treibriemen und Bolzen in Bewegung setzt. Kaum zu ertragen war das Schwingen und Vibrieren gewesen, zu stark das Dröhnen und Stampfen.

Auf dem Lande war, mochte auch Krieg sein, doch immer ein gewisser Friede zu finden. Es schwirrten da nicht beständig tausend Gerüchte durch die Luft, die alles in Atem hielten, und, kaum vernommen, schon wieder durch neue, oft genau entgegengesetzte überholt wurden. Man hörte weniger von dem, was draußen und drinnen auf den vielen Kriegsbühnen und hinter ihren Kulissen tatsächlich vorging, aber auch weniger von dem, was in jedem einzelnen Augenblick vielleicht erhofft, vielleicht gefürchtet wurde. Und was man vernahm, auch wenn es einmal ungünstig lautete, wurde mit größerer Gelassenheit aufgenommen. Die Nerven der Menschen, die seit Generationen zwischen Feld und Wald auf eigenem Boden gelebt hatten, waren vielleicht doch besser geblieben als die der Millionen, die, zwischen den vielen freudlosen Mietwohnungen der Großstädte hin und her wechselnd, nie zu dem beruhigenden Bewußtsein wirklicher Seßhaftigkeit gekommen, sondern, mehr noch als alle anderen Erdenbewohner ihr Leben lang Ziehende gewesen waren. Etwas Robusteres hatten

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/50&oldid=- (Version vom 31.7.2018)