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„Und habe ich Dir in diesen sieben Jahren Veranlassung gegeben zu Unzufriedenheit, Mißstimmung, Mißtrauen – wie das so leicht in den Ehen vorkommt? besinne Dich, Eustach, und antworte mir vor Gott und Deinem Gewissen.“

„Du befremdest mich durch Deine Feierlichkeit – aber zu besinnen brauch' ich mich gar nicht. Nein, lieber Engel, nicht eine Minute! Du bist eine so gute, liebe, treue, holde Frau, wie sie nur auf der Welt gewünscht werden kann.“

„Das freut mich denn doch sehr, daß Du mir vor Gott und Deinem Gewissen das Zeugniß in demselben Augenblick giebst, wo ich Dir vor Gott und dem meinen sagen muß: Eustach, Du hast infam an mir gehandelt.“

Ein wilder Zorn zuckte konvulsivisch über sein Gesicht, und schneidend sagte er:

„Mäßige Deine Worte! man spricht nicht so zu einem Gemal.“

„Ich wähle das Wort, welches die Sache bezeichnet, entgegnete sie mit unzerstörbarer Sanftmuth. Welch einen Schmerz es mich auszusprechen kostet, wirst Du nicht begreifen; aber ich hoffe Du begreifst, daß es Deine Handlungsweise gegen mich bezeichnet, das heißt – sie brandmarkt.“

„Ich will diese Sprache nicht hören! rief Eustach

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/035&oldid=- (Version vom 31.7.2018)