brillant .… aber sie könnte ja auf zwei Jahr in eine Erziehungsanstalt nach Genf oder Paris gebracht werden.“
„Aber lieber Leonor, was willst Du denn mit einer Frau anfangen, deren Erziehung in Paris vollendet ist? das paßt ja gar nicht für Dich.“
„Kind! sagte er verdrießlich, man merkt es Dir recht an in welchem untergeordneten Verhältnis Du hier lebst und wie sehr Du unter dem Einfluß der Gräfin Dein Urtheil bildest. Wäre z. B. Deine Gräfin in Paris erzogen, so würdest Du das für die Frau des Grafen Sambach sehr passend finden, nicht wahr? – Nun .… ich habe Vermögen – fast eben so viel als er; Verstand – wenigstens eben so viel; Bildung – unendlich viel mehr; wo also siehst Du die Kluft, die meine Ansprüche von den seinen trennt? Etwa weil er Graf ist und die Herrschaft Altdorf besitzt? .… Ach, meine Dorel! morgen kaufe ich mir Schloß und Besitzung eines verarmten Edelmannes und werde Freiherr von Brandenstein. So ist's jetzt in der Welt. Die Ungleichheit der Stände ist nur noch eine Chimäre, ein Ungeheuer, welchem Leben einzuhauchen, und Wirklichkeit und Wahrhaftigkeit zu verschaffen, einzelne verkümmerte Kreise sich umsonst abmühen.“
„Freilich, wenn alle Welt Baron wird, so hört
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/073&oldid=- (Version vom 31.7.2018)