sagen aber von einer solchen Liebe habe ich nichts geahnt und nichts ahnen können.
Aber Cornelie ahnte auch nichts von ihr – und das stimmte ihn mitunter grimmig. Es sind nicht einmal alle Männer liebenswürdig wenn sie glücklich und hofnungsvoll lieben, wie hätte er es sein sollen, da er unglücklich und hofnungslos war? Ein solches Gemisch von Gram, Zorn, Schmerz und Sehnsucht tobte und wühlte in ihm – solche heiße Vergötterung für diese angebetete Frau, und solche unerhörte Bitterkeit daß er ihr nichts sei als ein guter Freund rissen an seinem Herzen – solch einen ewigen Kampf hatte er zu bestehen zwischen dem Verlangen das ihn zu ihren Füßen niederzog, und einer gebieterischen Angst die ihn von ihr entfernte damit er Herr seiner selbst bleiben könne – daß er in diesem Zwiespalt nicht die gute Laune, den freien Geist, die unbefangene Theilnahme haben konnte, die bei einem freundschaftlichen Umgang so erfrischend und wolthätig sind. Er war eigentlich unangenehm: empfindlich, gereizt, widersprecherisch. Dann that ihm die böse Laune leid, und er klagte vehement über seine schlechte Gesundheit, die in Egypten ganz ruinirt sei und ihn zu einem unerträglichen Hypochondristen mache. Cornelie fand das sehr glaublich – weit glaublicher als daß sich eine
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/137&oldid=- (Version vom 31.7.2018)