„Und soll es nicht!“ rief Leonor leidenschaftlich.
„Es wird müssen, entgegnete sie melancholisch. O Leonor! täuschen Sie Sich doch nicht: Sie werden unglücklich sein wenn Sie bleiben – und das wird mir das Herz brechen.“
„Auf mein Unglück lasse ich es ankommen! rief er entschieden. Ich bin in diesen vier Monaten glücklicher gewesen als je zuvor, sei es in meinen Träumen oder meiner Wirklichkeit. Dies Glück, das von Ihnen ausgeht wie das Licht von der Sonne und der Duft von der Rose, kommt nicht heut und geht nicht morgen. Es gehört zu Ihrer Wesenheit, und ich habe es stets bei Ihnen gefunden, es wird nicht aufhören so lange Sie .… Cornelie sind. Ich bleibe hier, Cornelie! das heißt: ich bleibe bei Ihnen, in Ihrer Nähe, ich folge Ihnen wohin Sie gehen. Sie haben mich monatelang um sich gelitten, ich war Ihnen lieb, ich bin es noch: Sie haben nicht das Recht mich von Sich zu weisen. Das Recht haben Sie mir jeden Ausdruck meiner Liebe zu untersagen, wenn der es ist der seit gestern Ihr Herz so sehr beklemmt. Nicht ein Wort, nicht eine Sylbe soll Sie stören oder beunruhigen. Ich kann schweigen, Cornelie! stumm hab' ich Dich geliebt und stumm werde ich Dich lieben! .… aber sprich nicht davon, daß ich an Deiner Seite
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/183&oldid=- (Version vom 31.7.2018)