Aber die gute Mahlzeit in dem wohnlichen Stübchen mit den Blumen in der chinesischen Kumme, die so gestellt werden mußten, daß Hannchen sie während des Mittagessens sehen konnte, ward durch zwei Dinge gestört. Fritz hatte sich durch den weichen Hausschuh einen Nagel in den Fuß getreten, und nun drückte der Stiefel an der wunden Sohle, so daß er kaum gehen konnte. Und das kam heute besonders ungelegen, denn er hatte sich für diesen Nachmittag eine kleine unaufschiebbare Geschäftsreise vorgesetzt; Klas Ohm in Curslak hatte weder die bestellten Schinken noch irgend eine Nachricht geschickt, warum sie nicht kamen, und doch wollte jetzt alles Pahlerbsen und Schinken essen, wie es die Jahreszeit verlangte.
Der zweite Störenfried war Dickelitje. Dickelitje war schon wieder fort. Alle Augenblicke legte Rike den Löffel hin und horchte hinaus: da irgend wo hatte doch ein Hund gebellt? Dickelitje war ein rechter Sorgenpudel, immer bedacht, sein von Natur schneeweißes Lockenfell in die schmutzigsten Pfützen zu stippen, immer unpünktlich bei Tisch und in Gefahr, auf der Straße eingefangen zu werden – denn er haßte den Maulkorb und streifte ihn täglich von sich – übrigens aber ein Hund von unwiderstehlicher Liebenswürdigkeit und Klugheit. Herr Sottje – er hörte nicht, wenn man das „Herr“ wegließ – war
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/015&oldid=- (Version vom 31.7.2018)