Tewes fragen, welche er am liebsten leiden mag.“ In stillen Nähstunden brütete sie heftig über Aussteuerplänen; ihre eigene, von der Mutter selbstgewebte Mitgift hatte sie der Schwester noch am Verlobungsabend aufgedrungen und sich weder durch scherzende Abweisung noch durch gerührte Tränen umstimmen lassen. War Fritz Brautvater, so war sie Brautmutter, und Hannchen war in ihren Augen mehr als je zu dem „Kinde“ geworden, dem man alles ordnen und ebnen, aber auch alles über den Kopf wegnehmen mußte.
Das „Kind“ war ein bißchen unvernünftig. Es sprach weder von der Aussteuer noch von dem Bräutigam, sondern nur von der Veränderung und Trennung. „Wenn ich nun fort bin,“ „wenn ich nicht mehr hier bin“; und ihr sanftes Gesicht nahm dabei manchmal einen Ausdruck an, als spräche sie von ewigem Abscheiden. Dazwischen freilich gingen auch ihr immer wieder die Augen über vor Verwunderung, wie an jenem Sonntag, da Fritz ihr die Sache eröffnet hatte, und sie zuletzt, statt dem wartenden Bewerber, ihrem Zwillingsbruder um den Hals gefallen war und von dieser warmen Stelle aus dem guten Herrn Tewes geantwortet hatte, sie wolle ja gern alles tun, was er verlange, aber sie könne sich nicht gleich fassen, es sei gar zu unerwartet gekommen; sie habe nie daran gedacht, von hier fortzugehen. Worauf Herr Tewes mit freundlicher Fassung erwidert:
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/042&oldid=- (Version vom 31.7.2018)