nicht umhin konnte – sie mußte heute abend eine Bowle Punsch brauen.
„An die sechs Wochen wollen wir denken, was, Kinder?“ seufzte sie, „Gottlob, es is mir schon wie ein böser Traum!“ –
Aber die Nachbarn draußen waren Menschen der Wirklichkeit, und als sie das viele Lachen und Rumoren in dem sonst so stillen Beckerschen Haushalt bemerkten, flüsterten sie einander mit schlauen Mienen zu: „Da is hüt Pulterabend, ganz in ’n stillen, da möt wi doch ok ’n paar Pütt smieten.“ Und sie kamen und warfen Töpfe und Teller die Kellerstufen hinunter, daß es klatschte und krachte, und einer schmiß absichtlich so, daß die Stubentür hinten aufspringen mußte.
Da sahen sie zu ihrer Verwunderung niemand weiter drinnen als die Zwillinge; die saßen alle um die Lampe und um eine Punschterrine, und auf der rechten Sofalehne, neben Fritz, saß Herr Sottje, und auf der linken Sofalehne, neben Rike, saß der schneeweiße Dickelitje auf den Hinterbeinen. Und eben blickte Hannchen mit glänzenden Augen von dem Buche auf, aus dem heute sie vorgelesen und sagte: „Das war doch eine wunderschöne Liebesgeschichte, nicht?“
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/065&oldid=- (Version vom 31.7.2018)