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„Was ‚Collage‘“! rief er und schleuderte den französischen Roman, in dem er gelesen, auf den Boden, „die Ehe ist der wahre Collage! Wer mir das gesagt hätte, als ich so leicht hineinging!„“ Und er vergrub seinen Kopf in die Sofakissen und schloß die Augen mit dem Wunsche, sie nie wieder aufzutun.

Um so wacher war seine Frau, sie beobachtete ihn eifersüchtig und scharf. Er hatte die Absicht gehabt, sich allmählich immer weiter von ihr zurückzuziehen, damit ihr der letzte Ruck nicht so wehe tue; aber sie ging ihm immer um soviel nach, als er ihr auswich, und so blieb die Entfernung doch die gleiche. Heute hatte sie ihn fast liebreich angesehen und gesagt: „Du arbeitest zu viel, schreibst immer bis tief in die Nacht; ich denke, du bist recht blaß, wollen wir nicht den Arzt fragen?“ Ein roher Mensch würde sie jetzt anschreien, dachte er in Verzweiflung, würde sagen: „du bist mein Unglück, du machst mich krank!“ Aber kann denn ich das? Kann ich ihr so antworten, wenn sie mit diesem Blick, diesem Blick aus den ersten Tagen unsrer Ehe mich ansieht? O, wie beneide ich diese rohen Menschen! – Sie entfernte sich von ihm mit einem lauernden Lächeln, achselzuckend über sein Nichtantworten.

Als er allein war, zog er nach vielem ängstlichen Umherschauen einen Brief von der Geliebten hervor; ach, er war schon ein halbes Jahr alt, und

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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/137&oldid=- (Version vom 31.7.2018)