gramvollen Gesicht vor ihm stand derselbe unerbittliche Zug, den er beim letzten Abschied im Antlitz der Geliebten gesehen, und die Augen zeigten streng und stumm nach der Haustür.
„Ich hätte doch wohl Rechte“, murmelte er hinauswankend.
„Kein Recht, kein Recht!“ tönte es in hartem Flüstern ihm nach.
Nein, keines! Sie sprach wahr.
Er wanderte mit müden Schritten vor dem Hause auf und ab, bis es dunkel wurde. Zuweilen sah er nach dem Fenster oben hinauf, dem offenen, mit dem heruntergelassenen Vorhang.
Die Leute fingen an, ihn zu betrachten, Ladendiener und Mädchen, die vor ihren Haustüren standen, zeigten ihn einander, und eine der kokett geputzten Verkäuferinnen stieß ihn absichtlich mit dem Ellbogen, als er wieder vorüberkam. Aber er sah sie nicht einmal an, ging wie ohne Besinnung.
Zuletzt mußte er stehen bleiben, weil ein Laternenanzünder mit Leiter und Lämpchen ihm den Weg versperrte. Im Licht der nun brennenden Laterne sah er an einer Hauswand einen Mietzettel hängen; es war gerade jener Wohnung gegenüber. Ohne Besinnen stieg er die Treppe hinauf, klingelte und verlangte ein Zimmer zu mieten. Da er das Geld für einige Monate voraus gleich auf den Tisch legte,
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/141&oldid=- (Version vom 31.7.2018)