Die Frau ist lange nicht so außer sich. Die schreit nur nach Trina und ‚Teekessel aufsetzen‘! und ‚Warmflasche füllen‘ und kuckt das Kind nicht mal an; ja, der eine nimmt es schwer, der andre weniger.
„Wie das wohl bloß zugegangen is?“ fragt jemand Lührs, der die Kleine hergebracht hat. Wobbe wendet sich um und kuckt auf den Boden. Der andre zuckt die Achseln: „Es war ja woll alles morsch in dem alten Fischkasten, es scheint ja woll, daß die Ratten alles durchgenagt haben, die Kleine hat es zuerst bemerkt.“
Ida steckt den Kopf aus dem Schal: „Ich geh da rum und such Papa, und da is unser Schuppen zugeschlossen, aber Bornemanns nebenan is offen, und der große Kasten auch, und wie ich so ’reinkuck, merk ich miteins, daß all die Karpfen so ’runtergehen und nach einer Stelle hin, und daß sie immer weniger werden, und da hab ich um Hilfe geschrien und ’n Ketscher von der Wand genommen. Und Lührs könnt mich gern ’runtersetzen, wenn ich man nich Frau Lührs ihr Kleid an hätt, was mir natürlich ’n halbe Meile zu lang is.“
„Und all die Karpfen sind weg?“ fragt jemand.
Lührs schüttelt bedächtig den Kopf: „Ich denk, wir kriegen wohl das meiste wieder, wenn das Eis
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/166&oldid=- (Version vom 31.7.2018)