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in die Rockfalten der Frau, die das schmalwangige blasse Gesicht rasch umdrehte.

„Guten Abend, Gesche,“ nickte sie, „ick sitt hier all ’n gode Stünn. Mein Mann seine Mutter is da, da konnt ich doch ’mal abkommen.“ –

Gesa war munter auf sie zugegangen und riß der Schwester mit lachendem Ungestüm die Arbeit aus der Hand, daß die Nadeln flogen. „Man nich gleich stricken! Hast heut schon genug getan.“

„Du alt göriges Gör!“ schalt die ältere, „willst ’mal hergeben? Kuck man nach dein Teekessel, der kocht wie doll; ich hab ihn aufgesetzt, daß ihr man gleich ’n büschen was Warmes findt, wenn ihr kommt. Wo is denn dein Mann? So, kommt gleich. – Na, Klefecker, da sünd Sie ja all. Ja, was sagen Sie denn zu mein Ludwig?“ –

Der schöne Kleine hatte sich bereits auf des Mannes Knie gesetzt, die Arme um seinen Hals gelegt und den weichen Blondkopf an seine breite Brust gedrückt, als ob er da schlafen wolle. Heinrich hielt sich mit herabhängenden Armen steif und vorsichtig aufrecht, ohne ihn anzurühren; er betrachtete den Kleinen mit glänzendem befangenen Gesicht wie ein zerbrechliches Spielwerk.

„Hein is so kinderlieb,“ lachte Gesa.

„Wird der Jung auch nich überlästig?“ fragte die Frau mit erweichter Stimme. „Mich wundert

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Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/178&oldid=- (Version vom 31.7.2018)