„Ick hew blot seggt, wat ick lest hew,“ – es ging schon leichter von der Zunge.
„Sie wollen woll nach drüben?“ warf der Polizist so hin.
„Ja, ick denk so.“
„Von Hamburg ist da bessere Gelegenheit zu,“ fuhr der Frager fort und zog die dicken Handschuhe aus, um das Glas Grog bequemer anfassen zu können, das vor ihm dampfte. „Sie haben sich da einen großen Umweg gemacht.“ Der rötliche steife Schnurrbart zuckte unmerklich, so daß die kurzen Spitzen schräg standen. Die roten Streifen über den Augenbrauen waren nicht da, zogen sich spähend zusammen, sogar die großen Ohrmuscheln reckten sich etwas, um die Antwort zu hören.
Aber es kam keine. Der Flüchtling schwieg im Gefühl seiner gänzlichen Hilflosigkeit, er maß die Entfernung bis zur Tür wie ein gefangenes Wild und fühlte in die Tasche nach seinem Messer.
Der Offiziant lehnte sich gemächlich zurück.
„Ihre Papiere sind jedenfalls in Ordnung? Wenn man auf solch eine Reise geht –“
Klefecker ließ das Messer fahren und griff nach der Reisetasche; es war freilich alles da; er hatte bei der Erbschaftssache genug Laufereien deshalb getan. Nur sein Arbeitsbuch war in der Fabrik zurückgeblieben.
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/250&oldid=- (Version vom 31.7.2018)