Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/114

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Uebrigens, setzte ich hinzu, ist meine Stellung eine solche, die jede Hoffnung auf derlei Glück ein für alle Mal ausschließt, und seitdem diese Ueberzeugung mir aufgegangen ist, hat der Ball für mich jede Gefährlichkeit verloren und ich kann ganz ruhig darüber urtheilen.“

„Glauben Sie das nicht, sagte Rosa, es verheirathen sich tausend Gouvernanten, nur müssen sie Protectionen haben, auch dürfen nicht innerhalb des Kreises ihrer Prinzipalitäten ausgezeichnet werden, denn dann erhebt die Hyder des Neides sogleich ihr Schlangenhaupt. Kurz, wir geben über acht Tage einen Ball, zu dem ich Sie und Miß Ch. hiermit feierlich einlade und voraus erkläre, daß wir keine Entschuldigung annehmen.“

Ich brachte zwar allerlei Vorwände und Excüsen zum Vorschein, weil ein solches Vergnügen mit meinen ernsten Ansichten vom Leben nicht harmonirte und eigentlich gar keins für mich war; allein Rosa verließ mich mit der Versicherung, daß man mich erwarten werde. Miß Ch. war entzückt über diese Einladung und suchte sogleich ein grünes Sammetkleid hervor, um es modernisiren, vorzüglich tief ausschneiden und kurzärmelig machen zu lassen, um nach Art der Engländerinnen Reize zur Schau zu tragen, die nicht mehr Interesse erregen als ein altes Zeitungsblatt. Was mich betrifft, so hoffte ich noch immer, einen Ausweg zu finden, mich meiner Beschäftigung hingebend, welche damals in der Uebersetzung eines spanischen Werkes bestand, das den Titel führte: La expedicion de los Arragoneses en la Graecia. Ich hatte diese Uebertragung in’s Englische unternommen, theils um mich im Spanischen zu vervollkommnen, theils um sie wo möglich zu veröffentlichen. Eben saß ich noch über meiner Beschäftigung, als am bestimmten Abend Miß Ch. athemlos hereintrat und, als sie mich ansichtig ward, erstaunt ausrief: „Wie, es ist fast acht Uhr und Sie sind noch nicht fertig?“

„Ich kann mich nicht entschließen, den Ball zu besuchen, ich bin seit zwei Jahren auf keinen gekommen, ohne mich danach zu sehnen, und wünsche wirklich nicht zu Tändeleien zurückzukehren, denen ich entwachsen bin, versetzte ich; ich bitte Sie, mich deshalb bei Frau C. zu entschuldigen.“

„Sie haben sehr Unrecht, sagte die Ch., und vergessen, daß aus kleinen Ursachen oft große Ereignisse entstehen, daß Freunde oft nützlicher sind als Gold, sowie ich glaube, daß die Freundschaft der Familie C.