Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/12

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oder Befriedigung der Neugierde, oder gar um die Langeweile Müßiger zu vertreiben, habe ich diese Blätter nicht geschrieben.“ – Diese Worte scheinen dem Herausgeber zunächst allzu bescheiden zu sein, ihm will es bedünken, nicht allein diese Aufgabe sei in den folgenden Blättern erreicht, sondern noch ein Höheres, Allgemeineres. Es giebt im Ganzen immer nicht allzu viele Bücher, aus denen man Menschen und Verhältnisse in den höheren Kreisen richtig beurtheilen lernte, daher das Sprüchwort, man könne das Leben nicht aus Büchern kennen lernen, daher das Vorurtheil praktischer Leute gegen die Bücherweisheit. Hier ist aber ein Buch, in welchem mir Menschen und Verhältnisse richtig geschildert zu sein scheinen; so wie sie hier sind, habe ich selber sie kennen lernen. – Dabei ist der National-Charakter überall treffend erfaßt: hier sehen wir die Engländer in ihrem wahren Lichte, das Volks- und Familienleben der Briten spiegelt sich hier so täuschend ab, daß wir manchmal ausrufen: „Ja, so ist dieses Volk von reichen, stolzen, kalten und tapfern Kaufleuten, hier ist ihm die Maske ein Mal abgenommen, und dessenungechtet liebe ich dieses Albion, denn es ist immer noch die Zierde Europa’s.“ Das ist der sicherste Beweis für die Wahrheit des Buches. – Wie ganz anders lernen wir ferner darin die Spanier und Portugiesen kennen, als sie immer gemalt werden! Welche Vorstellung hat gewöhnlich der Nordländer von diesen angeblich verkommenen, in geistiger Lethargie gedankenlos hinträumenden Völkern, und wie liebenswürdig erscheinen sie hier! Was jedoch die beabsichtigte Handhabung der Gerechtigkeit anlangt, so kann im Speziellen davon nicht mehr die Rede sein, nachdem man alles entfernt hat, was Individualitäten blosstellen könnte, weil dies einerseits das Interesse schwächen würde, andrerseits diese Blätter nicht beleidigen, sondern belehren sollen. – Dabei diese lebenskräftigen Naturschilderungen,