Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/11

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es auf den ersten Blick ansieht, daß sie Erfindungen von geistreichen oder geistarmen Schriftstellern sind. Wer glaubt wohl, daß das Tagebuch eines englischen Arztes, eines französischen Fechtmeisters, Tom Cringle’s u. s. w. wahr seien? — Indem ich nun die einleitenden Worte der Verfasserin selber hier folgen lasse, kann ich nur den Wunsch aussprechen, daß der schöne Zweck dieser merkwürdigen Aufzeichnungen in Erfüllung gehen möge, und füge zugleich die Versicherung hinzu, daß daran nur die Kunst des Schriftstellers mein Werk ist.[WS 1] Die Verfasserin[WS 2] sagt: „Wenn ich diese Blätter, welche ursprünglich der Freundschaft gewidmet waren, der Oeffentlichkeit übergebe, so geschieht dies theils um dem Wunsche der Freunde Genüge zu leisten, theils um als Zeugin der Wahrheit aufzutreten, indem ich Charaktere, Begebenheiten und Thaten enthülle, welche bis jetzt mißverstanden oder entstellt wurden, oder der öffentlichen Aufmerksamkeit entzogen waren, so viel sie auch des Lehrreichen und Interessanten bieten. Allerdings ist mir dabei zuweilen die schmerzliche Aufgabe geworden, Personen und Sachen zu beleuchten, über welche ich lieber den Schleier des Schweigens gedeckt hätte; ich hoffe indessen, daß die geneigten Leser sich überzeugen werden, meine dann leidenschaftliche Sprache sei aus Gerechtigkeitsgefühl, nicht aus Haß entsprungen. Unter andern Schwierigkeiten begegnete ich auch der, die Wunden meines Herzens, welche die Religion zwar geheilt, aber nicht verwischt hatte, wieder aufreißen und also die brennenden Schmerzen zum zweiten Male empfinden zu müssen, deren Gedächtniß ich um jeden Preis lieber in das Meer der Vergessenheit versenkt hätte. Sollte es mir jedoch gelingen, einen Unschuldigen zu rechtfertigen, Jemand zu warnen, zu belehren, zu trösten, oder die Sympathie eines edeln Menschen zu gewinnen, dann bin ich reichlich für meine Leiden belohnt. Zur bloßen Unterhaltung

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Heinrich Ferdinand Mannstein, korrekt Steinmann. In seinem Buch „Denkwürdigkeiten der Churfürstlichen und Königlichen Hofmusik zu Dresden“ bekennt er sich zu diesem Werk.
  2. Maria Wilhelmina Steinmann kam am 19. August 1813 in Markersbach bei Bad Gottleuba auf die Welt. Im Kirchenbuch vermerkt Pfarrer Gerschner: „... des unglücklichen Kriegs wegen, war leider unser Ort täglich ja stündlich die ganze Zeit über der Tummelplatz wurde, wo verbündete französische und feindliche Horden nicht einen Augenblick Ruhe vergönnten, deswegen konnte dieses Kind erst 3 Wochen nach seiner Geburt die heil. Taufe erlangen, und dieses konnte auch nur noch in den Großälterlichen Hause geschehen.“ Sie ist eine Schwester von Heinrich Ferdinand Steinmann.