Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/25

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werde, weil sonst der Herr überlaufen werden möchte; ich brauchte mich heute ja nur vorzustellen und behielt immer freie Hand. Ich theilte ihr nun meine Verhandlung mit dem Regisseur und seiner Tante mit und fügte hinzu, daß ich die Entscheidung meines Vaters jede Stunde erwarte. Sie schien immer noch unzufrieden, versprach aber wiederzukommen. Ich fand Karl lesend, entschuldigte mich wegen meines langen Außenbleibens und befragte ihn um seine Meinung. Auch ihm fiel das Geheimnißvolle der Botschaft auf und er erschöpfte sich in Muthmaßungen, konnte mir aber zuletzt doch nur äußerste Vorsicht anrathen. Der Abrede gemäß ging ich zu Mad. D., wo eine kleine charmante Coterie von Geist und Geschmack versammelt war, deren Unterhaltung einem ununterbrochenen Feuerwerke von Leuchtkugeln und Raketen glich und die glänzenden Eigenschaften der Pariser Salons en resumé vor mir entfaltete.

Eines Tages fand ich den Brief meines Vaters bei Madame D., derselbe lautete, wie ich erwartet, streng verneinend. Ich war demungeachtet wie vernichtet, Madame D. im höchsten Grade aufgebracht, auch Karl, dem ich den Brief möglichst schnell mittheilte, konnte seinen Unwillen nur mit Mühe unterdrücken. Er sprach die unvergeßlichen Worte, als ich ihm meine Unterwerfung unter meines Vaters Willen ankündigte: „Ich fürchte, daß sich das Glück für die Verschmähung seiner Gaben an Ihnen rächen werde!"

Jetzt war es an mir, jene Dame aufzusuchen, allein ich mußte darauf verzichten und konnte nichts thun, als sie im Parke suchen, da Karl nichts über sie hatte ermitteln können. Am nächsten Morgen kam sie und war ganz erfreut, als ich ihr sagte, daß ich sie begleiten wolle, sie nannte mir nun den Namen des Generals Baron de H., und erzählte mir in herzlicher Weise, daß ihr Mann M…n heiße, Haushofmeister beim General sei und schon, als derselbe Fähndrich war, bei ihm gedient habe, sie selbst sei Hausverwalterin, die junge Baronesse ein Engel – kurz, die Redseligkeit der guten Frau war unerschöpflich, mir mein neues Glück auszumalen.

Ein Strahl der Hoffnung erwärmte mein Herz, als ich ihre Hand ergriff und ihr für ihre wohlwollende Theilnahme dankte, indem ich mich bereit erklärte, sie zu begleiten.

Vor einem der vielen gothischen Paläste, welche Brüssel zieren, angelangt, schloß Madame M…n das eichene, künstlich geschnitzte Thor