Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/261

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der den wahnsinnig Verliebten spielte, mit halber Gleichgiltigkeit, fast mit Schonung hingenommen, was diesen geldlungernden Elenden schon die Besorgniß einflößte, ein armes Mädchen möchte in ihren reichen Cetus eindringen. Und waren diese Menschen etwa Mitglieder der hohen Aristokratie? Nein, R. war ein Fabrikant, B. eine Fabrikanten-Familie, Cor B. ein Bierbrauer, Julius B. ein Candidat. Aber goldklimpernde Gentlemans.

Am Morgen nach jenem Unfalle war Julius verreist, worauf die Verfolgung erst recht begann; die beiden Megären übertrafen sich in der Kunst, mich zu demüthigen und herabzusetzen. So ungünstig der Zeitpunkt auch war, ein Unterkommen oder Lectionen zu erhalten, faßte ich dennoch den Entschluß, die Familie zu verlassen, sobald wir in R… angekommen sein würden. Ich öffnete mein portatives Schreibpult, um an die Connexionen zu schreiben, denen ich noch vertraute, und sie von meinem Vorhaben in Kenntniß zu setzen, sah aber mit Schrecken, daß das Schloß herausgerissen und in seine Höhlung nur wieder eingedrückt war, alle meine sorgfältig geordneten Briefe wild durcheinander geworfen, während die Kostbarkeiten und das Geld unversehrt an ihrem Platze lagen. Aber auch diese Gewaltthat mußte ich schweigend über mich ergehen lassen, denn was konnte ich Schutz- und Wehrlose gegen die überwiegende Macht dieser gewissenlosen Familie ausrichten?– Abends ließ mich Frau B. in den Salon rufen und sagte mir in schnödester Weise, mir meinen rückständigen Sold aufzählend, daß ich meiner Dienste entlassen sei.

„Jeden Augenblick werde ich Ihre Dienste mit Freuden verlassen, entgegnete ich, indeß da Sie mich zu Ihrer eigenen Accomodation nach W.-H. gebracht haben, so sind Sie schuldig, meine Reisekosten über R… bis London nebst einem Monat Gehalt und Alimente zu bezahlen. Uebrigens haben Sie mich mit den Gründen dieser plötzlichen Entlassung, die meinem ferneren Fortkommen schadet, bekannt zu machen, da ich mich tadellos in Ihrem Hause betragen und meine Pflichten treulich erfüllt habe.“

„Sie wissen sehr wohl, daß nach dem Vorgefallenen an ein längeres Beisammenleben nicht zu denken ist, und je eher Sie das Haus verlassen, desto besser!“ sagte Mister R.

Hier brach meine Langmuth zusammen, ich trat einen Schritt auf den Schamlosen zu und sprach mit gehobener Stimme: „Von meiner