Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/285

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Herzen am besten von meiner Rechtlichkeit überzeugt waren, machten mir das Anerbieten, mir ein sehr schönes Haus in der Nähe von St…-Hall zu kaufen und mir ein Töchter-Seminar gründen zu helfen; allein ich zog es vor, mich wie zeither mühselig und selbstständig durch die Welt zu schlagen, weil ich voraussah, daß durch Annahme jenes Erbietens früher oder später doch der Friede der Familie B. gestört werden würde.

Einer Einladung der Fräulein S., meiner ehemaligen Zöglinge, zufolge, begab ich mich von St…-Hall auf meinem Wege nach Schottland zunächst nach Oundel, wo ich wie immer eine sehr liebevolle Aufnahme fand. Emma war witzig und hübsch wie immer, Pauline und Henriette hatten sich zu höchst anmuthigen und ausgezeichneten Wesen entwickelt, und Ellen war seit lange glücklich nach Ceylon verheirathet. Wir hatten einander unendlich viel zu erzählen, denn wir waren uns eines gegenseitigen Interesses bewußt und verlebten einige Tage im freundschaftlichsten Umgange. In der Nachbarschaft hatte sich vieles verändert, die meisten Familien, darunter W. und H., hatten die Gegend verlassen, auch Herr B. mit seiner schönen Frau war nicht mehr dort. Neu gestärkt und ermuthigt durch den beseligenden Eindruck der Freundschaft verließ ich nach einem herzlichen Abschiede von meinen Freunden Oundel und reiste auf der Eisenbahn dem Orte meiner Bestimmung zu. In Newcastle blieb ich über Nacht, und da der Zug nicht vor 9 Uhr Morgens abging, hatte ich Zeit, den dortigen Thurm zu besehen, der von Wilhelm dem Eroberer erbaut ward. In seinem Innern gab es eine Menge alter Rüstungen, Waffen und gestickte Tapeten, welche letztere noch von normännischen Prinzessinnen herrühren und ihrer Geschicklichkeit alle Ehre machen. Von hier aus wird die Gegend immer romantischer, und so bald man die Grenze Schottlands erreicht, nimmt sie plötzlich einen imposanten Charakter an. Ein herrlicher Viaduct führt über die Iward, welche sich in einem lachenden Thale fortwindet, und die malerischen Grampionhügel mit ihren vielen Schluchten bieten überall Abwechslung und Ueberraschung dar.

Einige Meilen von Ph…verließ ich die Eisenbahn und reiste mit Extrapost weiter. Gegen Abend erreichte ich S…, von wo aus der Weg wahrhaft bezaubernd ward. Rechts und links thürmten sich waldige Berge auf, und in dem lieblichen Thale rieselte ein klarer breiter Bach seine Silberfluth dahin. Plötzlich lag das schöne neuerbaute