Seite:Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland.pdf/370

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
5
Doch duftet sie nicht minder,

Obgleich nicht gestützt, noch gepflegt,
Im Sommer und selbst im Winter
Sie liebliche Knospen trägt.

Sie blickt um sich gar wonnig,

10
Nickt jedem gar freundlich zu,

Sie lächelt so mild und so sonnig
In Unschuld, Vertrauen und Ruh.

Und Mancher streckt verwegen
Die Hände nach dem Gebild,

15
Da streckt sie ihm Dornen entgegen,

In die sie sich schützend gehüllt.

D’rob sie in Zorn entflammen,
Sie schwören ihr Rach’ und Tod,
Sie geben ihr höhnische Namen,

20
Sie schmähen ihr liebliches Roth.


Die Blumen ringsum alle
Sind übel von Neid gequält,
Sie freuen sich ob ihrem Falle,
Von Hasse und Mißgunst beseelt.

25
Manch Leid hat sie ertragen,

Manch Wetter zog über ihr hin,
Jetzt sieht man sie Wurzeln schlagen,
Um schöner als je zu erblüh’n.