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ihrer bezwingenden Jugend und Karriere – die Staatsoper war ihr sicher – jede Partie in Berlin machen konnte. Ein Unglück für sie, sich ausgerechnet in diesen Tropf zu vergaffen. Ja, wo die Liebe hinfällt – –

Schade, schade! Jedenfalls würde sie ihre Ehe noch einige Jährchen vertagen müssen. Denn das erkannte nun schon jeder kundige Thebaner: wenn sie ihn auch nicht zum Tode verurteilten, frei kam er nach diesem erbärmlichen Kneifen nun nicht mehr. Sie würden es auf Totschlag frisieren, ihm mildernde Umstände – Jos wegen – zubilligen und ihn auf einige Jahre ins Kittchen schliessen. So lautete die totsichere Prognose aller Kriminalstudenten und Habitués von Moabit, die mit dem zweiten Schub des Publikums eingedrungen waren.

Jedes Interesse war verraucht. Zeuge auf Zeugin trat vor den Richtertisch und bekundete, dass Heise an jenem Abend, nach der Entlassung, vor allen Ohren gesagt hatte, er habe noch ein Wort mit Bara zu sprechen, und dass viele ihm abgeraten hatten, sich wegen dieses Menschen ins Unglück zu stürzen.

Und jedesmal notierte der Staatsanwalt gelangweilt, jedesmal wurde der Verteidiger verzagter, jedesmal fragte der Präsident:

„Wollen Sie immer noch nicht gestehen? Soll ich noch mehr Zeugen vernehmen?“

Immer ungeduldiger ergrimmte das Publikum, und immer zäher schrie Heise: „Ich habe das gesagt, das gebe ich doch zu, aber getan habe ich es nicht!!“

„Merkwürdig, dass Sie aber doch in Baras Garderobe gegangen

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/203&oldid=- (Version vom 31.7.2018)