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Wissenschaft zugejubelt, sie herangezogen, sie gefeiert und fetiert und sich und ihre Feste mit ihrem Glanz und ihrem Ruhme verbrämt. Hier wies der Zufall einen andern neuen spannenden Weg. Hier zeigte sich eine Möglichkeit, einem Menschen, der es offenbar verdiente, die grosse Karrière zu öffnen. Sie wollte diesen neuen Tenor entdecken und lanzieren.

Das war das Ergebnis einer fast schlaflosen Nacht und tiefschürfender Überlegung. Sie würde ihn einladen, ihn protegieren, einige Theaterdirektoren und andere massgebende Leute vom Bau dazubitten und sie mit diesem zukünftigen Caruso überrumpeln. Der Rest war dann eine Kleinigkeit für ihre Fähigkeit, wichtige Männer zu bestricken, wenn der Neuling wirklich eine phänomele Stimme besass. Aber daran zweifelte sie nicht. Bara hatte zu ehrlich neidvoll von ihr gesprochen. Buchner hatte dem Choristen Baras Rolle übertragen wollen, zwei unverdächtige Sachverständige, auf deren unbestochenes Gutachten sie ihren Plan getrost aufbauen durfte. Und vielleicht – vielleicht war dieser Tenor kein seelenloses Grammophon. Vielleicht war er ein Mensch, der – –

Viola Windal träumte einen neuen Traum von dankbarer Verehrung und Liebe.

Als Bara in der Pause zwischen dem ersten und zweiten Akt anrief, begrüsste sie ihn wenig enthusiastisch. Sie war sich nun über ihre Gefühle ihm gegenüber sehr klar, und mit der Verve und dem aggressiven Mut der Sportsfrau ging sie gegen ihn vor.

„Ich bin es, Liebling“ flötete die Stimme, die seit

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/79&oldid=- (Version vom 31.7.2018)